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Deutschland 2021

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
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Lars Dragl

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Re: Deutschland 2021

BeitragMi 15. Sep 2021, 14:12

Hallo!

Eben auf BR24 war zu hören, dass die Erträge 2021 voraussichtlich über denen von 2020 liegen werden. Nur von der Ahr ließe sich nichts sagen, da es von dort keine Daten gäbe.

Grüße

Lars
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EThC

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Re: Deutschland 2021

BeitragMi 15. Sep 2021, 19:02

...scheint regional stark unterschiedlich zu sein, angeblich +64 % in Franken, -15 % an der Mosel, insgesamt +3 %...

https://www.rundschau.de/artikel/weiner ... im-vorjahr
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
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Leo

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Re: Deutschland 2021

BeitragFr 24. Sep 2021, 13:37

Hallo Forum,

ich war ein paar Tage in den Weinregionen Rheinhessen und Pfalz unterwegs, um meine Riesling GGs aus 2020 abzuholen. Dabei habe ich mir natürlich auch den aktuellen Vegetationszustand in den Reben wieder aus der Nähe angeschaut.

Auffällig, vor allem in der Pfalz,daß nach "vertrockneten" Jahrgängen in 2018,19 und 20 die Reben sich endlich wieder einmal in sattem Grün präsentierten.Die gute Wasserversorgung dürfte sich daher auch positiv auf die Extraktwerte der 2021 er auswirken. Anlagen mit Trockenschäden habe ich keine zu Gesicht bekommen, auch nicht am roten Hang in Nierstein, wo ich in manchen Jahren schon so einige fast bemittleidenwerte Rebkulturen ( z.B. Brudersberg )vorgefunden habe.
Die Erträge dürften in der Menge sehr unterschiedlich ausfallen.So manche jüngere Anlage hätte es verdient gehabt, durch eine grüne Lese etwas entlastet zu werden.Soweit ich die Rebflächen von VDP-Betrieben selbst kenne,hat man dort aber die Erträge gut im Griff, und die Trauben machen einen durchaus vielversprechenden Eindruck.

Allerdings hat der feuchte Sommer bisweilen auch starken Mehltaubefall verursacht,das sieht man in den Reben sehr deutlich, wo Könner unterwegs waren und die Schäden durch geschicktes Laubmanagement in Grenzen halten konnten.Durch selektives Traubenlesen ( Handlese )kann dieses Problem aber beseitigt werden ( hat mir ein Betriebsleiter in der Pfalz erklärt ).

Die amtlichen Mostgewichtsmessungen zeigen derzeit Werte noch deutlich unter den Vorjahren, beim Riesling mehr als 10 Öchsle weniger. Das muß aber, denke ich, kein Schaden sein, wenn die Riesling GG im Gegensatz zu den Vorjahren erst wieder Mitte oder Ende Oktober in den Keller kommen.

Da haben die Trauben noch viel Zeit, um die 9o Grad Hürde zu erreichen.Trocken sollte es bleiben ( hat man mir öfter gesagt ) und nach dem gerade Gesehenen und Erlebten bin ich gerne optimistisch für einen guten und spannenden 2021er.Ach ja, und wenn die Säurewerte beim Riesling wieder einmal 1 Gramm pro Liter höher wären,hätte ich wahrlich nichts dagegen.

Gruß Leo
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Herr S.

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Re: Deutschland 2021

BeitragFr 24. Sep 2021, 15:02

Hallo Leo,

Laubarbeit war sicherlich ein Aspekt in diesem Jahr, der Pilzbefall bzw. Fäulnis einzuschränken. Gerade in den "unordentlicheren" Minimalschnittanlagen ist Fäulnis ein echtes Problem. Wichtig war aber auch der Pflanzenschutz. Wer hier gut gearbeitet hat, ist im Vorteil. Mein Wingert ist, gelidne gesagt, eine Frechheit dahingehend. Bis Mitt Juni habe ich es gut hinbekommen, mit meinen eungeschränkten Mittel (im wahrsten Sine des Wortes) die Kontrolle zu behalten aber in der dann intensiven Feuchtephase habe ich die Grenzen meiner Möglichkeiten erreicht und der Mehltau hat mich heimgesucht. Und "echte" Winzer (die mit Traktoren :) ), die den korrekten Spritztermin verpasst haben, bekamen ebenfalls Probleme. Gut, in meinem kleinen Weinberg habe ich das mit Laubarbeit gereglt aber schön ist anders. Mich würde interessieren, wie die Biodynamiker das Jahr bisher gewuppt haben. Ich für meinen Teil werde hoffentlich bald den Sachkundenachwei haben, damit ich zumindest mal Backpulver Phosphonat und Schwefel einsetzen kann - vom Kupfer will ich ja ganz bewusst weg - und nicht nur Milchsäurekulturen, Schachtelhalm und Co. Es bleibt spannend!

Viele Grüße,
Björn
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"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
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UlliB

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Re: Deutschland 2021

BeitragMo 27. Sep 2021, 09:28

Herr S. hat geschrieben: Mich würde interessieren, wie die Biodynamiker das Jahr bisher gewuppt haben.

Vor einigen Tagen war ich bei Rainer Sauer in Escherndorf. Der Betrieb hat schon längere Zeit auf einer Teilfläche biologisch / biodyn gearbeitet und befindet sich inzwischen in kompletter Umstellung. Wenn ich richtig verstanden habe, wird man ab dem Jahrgang 2022 zertifiziert sein.

Zumindest an der Mainschleife hat der sonnige uns vor allem sehr trockene September die sich noch Ende August abzeichnende Katastrophe abgewendet. Der Aufwand im Weinberg über die Sommermonate sei allerdings extrem gewesen ("so hoch wie nie zuvor"), es musste täglich Laubarbeit gemacht werden und das, was Biobetrieben als Pflanzenschutzmittel zur Verfügung steht, ausgebracht werden. Allerdings sei das bei den konventionell arbeitenden Betrieben nicht so viel anders gewesen - schon eine Nachlässigkeit von ein oder zwei Tagen hätte bei dem enormen Pilzdruck auch dort irreversible Schäden verursacht. Die Menge an ausgebrachten Fungiziden sei dort wohl "gigantisch" gewesen.

Die Lese bei den frühen Sorten (Bacchus und MT) hatte letzte Woche schon begonnen, für Silvaner und Riesling müsse man noch zuwarten - wichtig sei, dass es jetzt trocken bleibt. Der Reiferückstand gegenüber dem Vorjahr betrage zwei bis drei Wochen. Die Erntemenge wird höher als in 2020 sein (da keine Frostschäden), aber wegen des Pilzdrucks doch niedriger als im langjährigen Mittel. Was die Qualität betrifft, sei es zu früh für eine Aussage - mein Eindruck war: man ist gedämpft optimistisch.

Gruß
Ulli
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maha

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Re: Deutschland 2021

BeitragMo 27. Sep 2021, 17:16

Halo zusammen,

Ich habe die letzten 3 Tage in Ingelheim und Assmannshausen Pinot gelesen.
In den flacheren Lagen in Ingelheim war schon viel verfaultes Zeug dabei. Die Säurewerte waren eh schon recht hoch dieses Jahr, so dass vermehrt auf Kirschessigfliege, Fäulins und aber auch vertrocknete Beeren geachtet werden musste um Essig zu vermeiden. Wir mussten schon vieles raus schneiden und extrem drauf achten kein faules Lesegut abzuliefern. Dennoch waren die Beeren sehr aromatisch und mit einem hübschen Säurekick ausgestattet. Das könnte ein spannender Jahrgang werden. Wenn Sie denn reif wurden, denn es war auch leider noch einiges an Unreifes dabei. Wir mussten viel probieren und ganze Trauben landeten auf dem Boden anstatt im Eimer. Aber auch hier war die Anweisung lieber weniger als noch saurer. Wir waren dennoch vergleichsweise spät dran, bei Sophie Christmann ist wohl schon seit letztem Mittwoch der komplette Pinot im Keller. Eine schwierige Entscheidung dieses Jahr.

In Assmannshausen in den Steillagen sah es allerdings etwas besser aus. Der karge Boden und die alten Reben sind gut mit der Witterung zurecht gekommen. Hier war wenig Fäulnis und fast alles reif. Nur die jungen Reben sind nach den letzten trockenen Jahren etwas überfordert gewesen mit dem feuchten Jahr. Hier war die Ausbeute eher gering. Das was gelesen wurde hatte aber super Qualität und eine schöne Aromatik

Insgesamt ist man hier recht optimistisch was den Spätburgunder angeht. Die weißen kommen nächstes Wochenende dran. Man hofft hier auf gutes Wetter diese Woche um den Trauben noch etwas mehr Reife zu gönnen. Ich bin gespannt wie es hier am Freitag aussieht

Gruss Marko
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baboon

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Re: Deutschland 2021

BeitragDi 28. Sep 2021, 09:26

Hallo zusammen,

ich habe gestern Trauben gelesen und mich dabei auch mit Winzern unterhalten. Dieses Jahr musste man den Pflanzenschutz extrem ernst nehmen und regelmäßig spritzen. Wie schonmal geschrieben sind dieses Jahr die konventionell arbeitenden Betriebe den Bio-Betrieben dahingehende voraus, dass der Pilzdruck aufgrund der höheren Wirksamkeit der Pflanzenschutzmittel geringer ist. Wenn man aber konsequent gespritzt hat und auch die Trauben gut freigestellt hat, kann man trotzdem gute Traubenqualität einfahren (zumindest bisher bei den frühen Sorten, Silvaner, Riesling, viele Burgundersorten benötigen noch etwas Zeit am Stock). Bei den roten Sorten kommt jetzt aber die Gefahr der Kirschessigfliege hinzu, die sich in den letzten Tagen wieder stark vermehrt.

Aber es ist auch so: der Pflanzenschutz und das Laubmanagement stellen ja einen erhöhten Arbeitsaufwand dar. Wer nun große Flächen bewirtschaftet und dort nicht hinterher kam, bei dem haben echter und falscher Mehltau böse gewütet. Dabei ist z.T. noch nichtmal nur der direkte Traubenbefall problematisch, sondern auch, dass bei einem starken Befall der Blätter, diese zu stark geschädigt werden und dann nichtmehr für die Photosynthese zur Verfügung stehen. In einem Jahr wie diesem nicht gerade gut, da man eher mehr Blattfläche benötigt um die kostbaren Sonnenstunden gut "einzufangen". Unterm strich bleibt es echt noch abzuwarten, was jetzt bei den späten Premiumsorten raus kommt. Es bleibt noch sehr spannend, vor allem da hier nächste Woche schon wieder feuchte Witterung angekündigt ist.

Gruß
Fabian
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Leo

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Re: Deutschland 2021

BeitragMi 29. Sep 2021, 14:06

Hallo Forum,

für Interessierte hier die amtlichen Reifewerte, Messung 27.9.21, Säure gerundet

RHH : Riesling 74 Ö, 14 Säure Pfalz: 74 Ö, 15 Säure

Spätbg. 91 Ö 12 Säure 87 Ö, 14 Säure


Silvaner 75 Ö 11 Säure

Die pH-Werte liegen auch noch deutlich unter den Vorjahreswerten.

Hie und da sind erste Fäulnisnester zu sehen. Rebanlagen mit hohen Ertragsaussichten stagnieren in der Reife, weil durch den Regen der letzten Tag die Traubenbeeren sich prall füllen konnten.

Bei Anlagen, die z.B. durch eine grüne Lese im Ertrag zeitig reduziert wurden, schreitet hingegen die Reifeentwicklung mit etwa 5 Ö pro Woche gut voran und dürfte bei ordentlichem Herbstwetter auch bis Mitte Oktober ( und natürlich mit noch besserer physiologischer Reife gerne auch später ) wieder sehr brauchbare Qualitäten in die Keller liefern. Drücken wir unserem Winzern ganz fest die Daumen !!!!

Gruß Leo
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maha

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Re: Deutschland 2021

BeitragMo 4. Okt 2021, 13:11

Hallo zusammen,

Ich möchte Euch gerne ein Update bzgl. der Weinlese geben.
Die letzen drei Tage haben wir in Ingelheim Scheurebe, Silvaner und Grauburgunder gelesen. In Assmannshausen haben wir den Rest Spätburgunder aus dem Höllenberg rein geholt. Bei bis zu 77% Steigung ist das eine ganz schöner Knochenjob. Respekt an die Winzer die hier das ganze Jahr über Arbeiten müssen.
Der Pinot war in einer sehr guten Verfassung, wenn auch mit deutlich unter 90 Oe sehr schlank. Man ist mit der Qualität dennoch sehr zufrieden.

Die weißen Sorten waren allesamt sehr gesund und von Reifeverlauf ausreichend aromatisch um gelesen zu werden. Hier musste auch nur ganz wenig selektioniert werden, die Trauben waren von hervorragender Qualität. Kaum Fäulnis und wenig vertrocknete Beeren.
Auffällig war nur eine Reihe Grauburgunder. Bezeichnenderweise die letzte Reihe die an den Nachbarwingert angrenzte. Hier war die Qualität miserabel. Die Trauben waren weniger kompakt, es hing durchweg weniger am Stock, die Beeren wirkten unterversorgt und das was dran hing war zum Teil nicht zu gebrauchen. Der Wingert vom Nachbarwinzer sah dementsprechend "trist" aus. Man bemerkte sofort den Unterscheid zwischen zwei Arten der Weinbergsgestaltung. Die Vermutung lag nahe dass die Wurzeln der letzten Reihe unter der "Bearbeitung" des Nachbarn mit gelitten haben. Ich fand es erschreckend wie unterschiedlich die Qualität innerhalb mehrerer Meter war und wie relativ eindeutig dies auf die Bodenbearbeitung zurückzuführen war. Zumindest waren das die Erklärungsversuche der Experten (worunter ich beileibe nicht zähle).

Nächstes Wochenende ist - bei hoffentlich trockener Witterung - noch der Chardonnay dran

Gruss
Marko
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amateur des vins

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Re: Deutschland 2021

BeitragMo 4. Okt 2021, 14:27

Interessant, Marko, danke!

Unterscheidet sich die "Bearbeitung" des Nachbarwingerts (auch) durch den Einsatz von Glyphosat?
Besten Gruß, Karsten
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