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Deutschland 2014

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
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Heri

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Re: Deutschland 2014

BeitragMi 17. Sep 2014, 23:03

Pfalz:
Riesling: Mostgewichte zwischen 75-80 Oe. Bei gepackten Trauben tritt nun Fäulnis auf, lockere Trauben sehen sehr gut aus.
Späturgunder: 80-85 Oe.
Geschmacklich kann aber von Reife noch nicht die Rede sein. Traubenkerne bei Riesling noch weitgehend grün, bei Spätburgunder in Bräunung übergehend. Der Säureverlauf näherungsweise wie 2012, Mostgewichte ähnlich 2008.
Frühsorten sowie Portugieser und Dornfelder sind in Tag- und Nachtaktionen schon weitgehend geerntet. Fäulnis und die KEF haben ihre Spuren hinterlassen und vieles wurde wohl gelesen, um zu retten, was noch zu retten ist. Bei Dornfelder wurden bis zu 3g/L Essigsäure gemessen. Verschiedene Genossenschaften haben alles, was über 0,8g/l Essigsäure liegt, zurückgewiesen.
Das aktuell schöne Spätsommerwetter hilft den Spätsorten ungemein. Bei den bereits von Botrytis infizierten Frühsorten + Portugieser + Dornfelder hingegen beschleunigt dies nur noch weiter den Fäulnisprozeß.
Sehr ausgeprägt ist dieses Jahr das Ausmaß von (primär durch diverse Insekten verursachte) Fraßschäden an den Beeren. Diese sind weniger prekär als die danach potentiell folgende Infektion mit Essigsäurebakterien.
Gewünscht wird trockenes, sonniges und eher kühles Wtter, um die KEF und die Botrytistendenz zu reduzieren.
Meiner Meinung nach ist 2014 ein Jahrgang, in dem wie nie zuvor Selektion das A und O sein wird. Wer es denn kann, die Manpower und die finanzielle Bereitschaft dazu hat. Erfahrungen mit der Bekämpfung der Kirschessigfliege liegen eigentlich nicht vor, da dieser Schädling erst in diesem Jahr in diesem Ausmaß in den deutschen Weinanbaugebieten auftritt. Kalk und Spintor wurde appliziert. Köderfallen mit Goldsaft z.T. in die Weinberge verbracht. Verstärkte Entblätterung der Traubenzone. Sehr unterschiedliche Erfahrungen und Ergebnisse liegen vor. Was funktioniert hat muss sich erst zeigen und in Empfehlungen für 2015 resultieren.

Grüsse,
Heri
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OsCor

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Re: Deutschland 2014

BeitragMi 17. Sep 2014, 23:14

Bernd Schulz hat geschrieben:Aber die Funktionäre der Weinbauverbände wissen das nicht oder wollen es nicht wissen.

Kann ich mir nur schwer vorstellen. Aber als Winzer würde ich sagen, dass Optimismusverbreitung deren Hauptaufgabe ist. Schließlich soll im Hinterkopf der potentiellen Kunden der Gedanke fixiert werden, dass der Kauf von Weinen des aktuellen Jahrgangs sich durchaus lohnt.
Naja, im Endeffekt finde ich es immer spannend, was die Könner aus schwierigen Jahrgängen hervorzaubern können.

Gruß
Oswald
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Bernd Schulz

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Re: Deutschland 2014

BeitragMi 17. Sep 2014, 23:31

Aber als Winzer würde ich sagen, dass Optimismusverbreitung deren Hauptaufgabe ist. Schließlich soll im Hinterkopf der potentiellen Kunden der Gedanke fixiert werden, dass der Kauf von Weinen des aktuellen Jahrgangs sich durchaus lohnt.


Klar, stimmt schon. Aber trotzdem ärgert es mich einfach, wenn ziemlich hohe Mostgewichte wie selbstverständlich mit einer hohen Qualität gleichgesetzt werden. Trotz der hohen Oechlsegrade war 2003 ein auf breiter Front sehr problematischer Jahrgang.

Naja, im Endeffekt finde ich es immer spannend, was die Könner aus schwierigen Jahrgängen hervorzaubern können.


Ich auch! Wobei die Schwierigkeiten schon seit ca. 25 Jahren eben nicht in einer zu geringen Zuckergradation des Leseguts liegen....

Sehr ausgeprägt ist dieses Jahr das Ausmaß von (primär durch diverse Insekten verursachte) Fraßschäden an den Beeren. Diese sind weniger prekär als die danach potentiell folgende Infektion mit Essigsäurebakterien.....Erfahrungen mit der Bekämpfung der Kirschessigfliege liegen eigentlich nicht vor, da dieser Schädling erst in diesem Jahr in diesem Ausmaß in den deutschen Weinanbaugebieten auftritt.....


Klingt nicht gut - aber jedenfalls danke für deine Ausführungen, Heri!

Bislang hoffe ich, dass es die noch weiter nördlich gelegenen Anbaugebiete in puncto Schädlingsbefall weniger getroffen hat.

Viele Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Deutschland 2014

BeitragDo 18. Sep 2014, 07:26

Bernd Schulz hat geschrieben:Mit relativ wenig Oechsle geht hingegen erstaunlich viel - siehe 2008! Während und kurz nach der Lese wurde dieser Jahrgang (auch in den einschlägigen Foren!) aufgrund der vergleichsweise geringen Mostgewichte immer wieder negativ beurteilt, aber er zählt nach wie vor zu meinen Favoriten in diesem Jahrtausend.

Bernd,

kurzer Einwand: Deine Sichtweise ist schon arg Riesling-geprägt. Mit 80°Oe lässt sich aus dieser Rebsorte bei ausreichender aromatischer Reife sicherlich etwas sehr ansprechendes herstellen. Bei den Burgundersorten funktioniert das aber nicht; um hier etwas Anständiges in die Flasche zu bekommen, braucht es schon etwas mehr Zuckerreife.

Dass man aber nicht in Jubel verfallen muss, nur weil die Weine natürliche Alkoholgehalte von 14% und mehr erreichen, steht auf einem anderen Blatt. Aber das wird dieses Jahr wohl kein Thema sein.

Besorgniserregend ist jetzt übrigens weniger der Reifeverlauf, sondern der sanitäre Zustand der Trauben. Bei den Rotweinen gilt das naturgemäß noch mehr als bei den Weißen.

Gruß
Ulli
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Brunello1969

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Re: Deutschland 2014

BeitragDo 18. Sep 2014, 08:34

Ich war vorgestern bei Robert Weil. In Sachen Reifegrad liegt man da noch 3-4 Tage voraus.
Jedoch macht das warme Wetter große Probleme in Sachen Fäulnis. Man wünscht sich deutlich kühleres Wetter um dem Riesling noch seine Wochen zu geben.
Das Kirschessigbbiest ist tatsächlich ein großes Problem.
Bei unserem Besuch am letzten Wochenende in Bernkastel waren sehr viele Reben betroffen.
Da kommt die nächsten Jahre ein nicht zu unterschätzendes Problem massiv auf uns zu.
IN VITE VITA - in der Rebe das Leben -
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MichaelWagner

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Re: Deutschland 2014

BeitragDo 18. Sep 2014, 09:11

Auch in diesem Jahr lässt sich mal wieder nicht alles über einen Kamm scheren und das Wetter agiert regional unterschiedlich. An der Mosel siehts derzeit vielversprechend aus. Die frühen weissen Sorten sind gebietsübergreifend gesund, mit ordentlichen Mostgewichten und sehr ansprechenenden Säurewerten zu ernten.

Rotwein scheint sogar innerhalb unseres Gebietes regional total unterschiedlich - wir haben hier im im Berg (Bereich Zell) noch nicht wirklich Kirschessigfliegen gesichtet. Es war aber auch die letzten 3 Wochen ziemlich trocken hier und die Trauben sehen gesund aus. Übern Berg aus Pünderich (ca. 1km Luftlinie) hört man, sei das Problem "dramatisch" - das ist an der Mosel allerdings nicht aussergewöhnlich, dass es 2 Meter links und rechts wochenlang schüttet und man selbst nichts abbekommt...oder umgekehrt.

Nachdem die Weinkontrolle sich gestern für einen Spontanbesuch bei uns entschieden hatte :D hörte ich von selbiger nichts Erfreuliches aus RHH und Pfalz: Regen, aufplatzende Trauben, Kirschessigfliege hiess es. Ziemlich grosse Ausfälle bereits.

Was den Riesling und die roten Burgundersorten angeht besteht - zumindest an der Mosel, aus anderen Gebieten weiß ich hier im Moment nichts Genaues - berechtigte Hoffnung auf einen guten Jahrgang. Alles sehr gesund und sofern das Wetter mitspielt, d.h. es in den kommenden Wochen nicht zu stark/dauerhaft regnet und es nachts ein wenig abkühlt, könnte das was richtig Gutes werden - aber wer weiß das schon zum jetzigen Zeitpunkt.

Et kütt wie et kütt gilt wohl auch in diesem Jahr wieder :D
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Moselfan

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Re: Deutschland 2014

BeitragDo 18. Sep 2014, 11:02

Ich war gestern an der Mosel um Bernkastel und da ist man zumindest was RIesling angeht vorsichtig optimistisch. Zwar einzelne Fäulnisnester aber wie man mir sagte nichts außergewöhnliches bzw. nichts was man nicht mit wenig Aufwand (selektive Lese) beheben könnte. Bei den Roten sieht es hier jedoch dramatisch aus, Dornfelder, Regent usw. (gut die interessieren mich Wein technisch jetzt nicht wirklich) sind massiv von KEF usw. betroffen. Gleiches Bild bei den roten Burgundersorten wobei man hier wohl noch versucht durch Vorlesen und Vorselektieren zu retten was zu retten geht. Die frühen weißen Sorten sind hier auch nach Lage wohl sehr gemischt, Burgunder sieht noch relativ gut aus, gleiches gilt für Müller-Thurgau. Die übrigen Randerscheinungen (Findling, Bacchus, Kerner, und was weiß ich) hat es wohl etwas härter erwischt mit der Fäulnis, aber wie schon bei den roten "Neuzüchtungen" kann ich damit leben solange mein geliebter Riesling erhalten bleibt. Reife technisch ist man hier wohl im Bereich von 2009 und 2012 was hoffen lässt. Besonders positiv wurde aber auch die Quantität der Trauben erwähnt, nach den mageren Jahren 12 und 13 freuen sich hier die meisten auf einen vollen Keller, man erwartet momentan noch etwas wie 2004 guter Ertrag und gerade langfristig gesehen sehr gute Qualität, wenn auch nicht so opulent und fett wie zuletzt.
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m_arcon

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Re: Deutschland 2014

BeitragSo 21. Sep 2014, 22:22

Bei Würtz aufm Blog gibt es ein Update von der Mosel zum 14er Jahrgang von Matthias Meierer --> http://wuertz-wein.de/wordpress/2014/09 ... -update-1/ sowie den ersten Bericht aus Franken vom Weingut Bickel-Stumpf die wie alle zur Zeit vor allem mit dem Regen zu kämpfen haben. Bericht hier: http://wuertz-wein.de/wordpress/2014/09 ... 4-franken/

Grüße
Marc
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m_arcon

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Re: Deutschland 2014

BeitragMi 24. Sep 2014, 15:22

Hans-Oliver Spanier hat sich jetzt auch zu Wort gemeldet. Er scheint die Situation bei weitem nicht so dramatisch zu sehen wie manch anderer. Dieses Mistding von Kirschessigfliege scheint allerdings vielen ganz schön zu schaffen zu machen.

http://wuertz-wein.de/wordpress/2014/09 ... einhessen/


Grüße
Marc
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VinoCada

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Re: Deutschland 2014

BeitragSa 4. Okt 2014, 17:39

Wir haben die Lese 2014 gestern abgeschlossen. Die Mostgewichte waren sicherlich schon einmal besser. Das Hauptproblem - zumindest bei uns in Rheinhessen - war allerdings die Kirschessigfliege. Gerade bei den Rotweinsorten mussten wir dieses Jahr zusehen, dass wir sie früh ernten konnten.

Wenn man sich einige Weinberge anschaut, die bei uns jetzt noch rote Trauben tragen, so kann man den Einstich und das Auslaufen des Traubenmarks deutlich sehen. Offensichtlich hat dieser neue Schädling, der aus Asien stammt bei uns noch keine natürlichen Feinde und verbreitet sich schnell.
Wir konnten dieser Jahr schnell reagieren und sind dazu übergegangen viele Rotweine per Maischeerhitzung zuzubereiten. Andere Winzer dürfte es da schlimmer getroffen haben.
Mal gespannt, wie die erste Faßprobe beim Dornfelder und Spätburgunder schmeckt... 8-)
VinoCada - Weingut Weinmann
Wein direkt vom Weingut aus Rheinhessen
http://www.vinocada.de
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