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Kamptal

Kamptal, Kremstal, Traisental, Weinviertel, Wagram, Thermenregion, Carnuntum
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UlliB

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Re: Kamptal

BeitragDi 21. Feb 2023, 21:31

amateur des vins hat geschrieben:Gerade im Glas mein Erstkontakt mit dem Weingut:

Birgit Eichinger, Ried Lamm 1ÖTW 2021
            Grüner Veltliner



Birgit Eichinger baut ihre 1.Lage-Veltliner anteilig in Neuholz aus. Da die VKN nicht direkt darauf schließen lässt, ist das wohl gut eingebunden oder ganz unauffällig?

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Kamptal

BeitragDi 21. Feb 2023, 21:38

UlliB hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Gerade im Glas mein Erstkontakt mit dem Weingut:

Birgit Eichinger, Ried Lamm 1ÖTW 2021
            Grüner Veltliner


Birgit Eichinger baut ihre 1.Lage-Veltliner anteilig in Neuholz aus. Da die VKN nicht direkt darauf schließen lässt, ist das wohl gut eingebunden oder ganz unauffällig?
Danke für die Erinnerung, Ulli! Der erste Satz meiner handschriftlichen Notiz lautet: "Exzellentes, nämlich total unauffälliges Holzmanagement." Ich hatte das im Nachgang auch recherchiert und den Text umgestellt; dabei ging dieser Satz verloren.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Kamptal

BeitragDi 21. Feb 2023, 21:41

...und was ich auch vergaß, waren die Analysedaten: 5,8 Säure, 2,7 RZ. Den RZ glaube ich: knapp unter "fällt auf". Die Säure ist etwas frischer, als dieser Skalar darstellt.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Kamptal

BeitragMi 22. Feb 2023, 21:33

Na, dann schau'n wir doch mal, ob mir der Riesling aus dem Hause Eichinger auch zusagt:

Birgit Eichinger, Ried Heiligenstein 1ÖTW 2021
               Riesling


Sehr blaß, klar. Etwas CO₂ erkennbar.
Ziemlich verhaltene Nase, etwas "steinig und zitronig".
Am Gaumen pikante Säure, CO₂ aber nicht spürbar. Feiner Grip. Unter der Säure dezent cremig und nicht knochentrocken. Neben den (dezenten) Nasenaromen dominierend weißer Weinbergspfirsich.
Dicht und stimmig, mit grandiosem Trinkfluß und schöner Frische, wenn auch nicht gigantisch komplex. Sehr gut!

...und dann die Offenbarung:
13 %, 8,5 Säure und 5,3 RZ! (und im Stahl ausgebaut)

Das ist einer der raren Fälle, wo RZ in der Höhe bei einem trockenen Wein für mich nicht negativ aufträgt. Ich kann mich sonst eigentlich nur an S-F erinnern:
Klar hat das auch immer mit der knackigen Säure zu tun. Aber das alleine erklärt es für mich nicht. Es gibt eben (wenige) Weine, bei denen es irgendwie paßt.

Caveat:
Während ich das schreibe, merke ich, daß die Süße schon ein wenig kumuliert. Trotzdem bleibt das ein im besten Sinne süffiger Wein.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Kamptal

BeitragMi 22. Feb 2023, 22:25

Das Spiel mit spürbarem Restzucker ist bei "trockenen" Rieslingen in ganz Niederösterreich inzwischen eher die Regel als die Ausnahme, und das auch bei renommierten Betrieben. Wer darauf empfindlich reagiert, sollte besser vor dem Kauf entsprechend recherchieren.

Bei den Rieslingen habe ich persönlich meistens kein großes Problem damit - vermutlich, weil ich ursprünglich mit (deutlich) restsüßem Riesling sozialisiert worden bin. Empfindlich stören tut es mich aber bei Grünem Veltliner, und auch da kann man heute nicht mehr sicher sein, dass ein als "trocken" deklarierter Wein wirklich völlig durchgegoren ist. Auch beim GV gibt es zwar hin und wieder Weine, die etwas Restzucker problemlos wegstecken, aber die sind dann auch für mich recht selten.

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Kamptal

BeitragMi 22. Feb 2023, 23:01

Ja, die im Mittel erheblich höhere Säure in Verbindung mit schlankerem Körper im Vergleich zum Veltliner macht Restsüße wesentlich tolerabler. Das dürfte - jedenfalls statistisch - durchaus Teil meiner partiellen Probleme mit Veltliner sein.

...stellt sich die Frage, ob Frau Eichinger das gezielt einsetzt, oder ob es - im Vergleich Riesling zu Veltliner - "einfach so passiert ist"?
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Kamptal

BeitragDo 23. Feb 2023, 19:20

Mein Erstkontakt mit dem Weingut ist ziemlich genau 1 Jahr her, und damals war ich ziemlich underwhelmed; so sehr, daß ich nach den Rieslingen anscheinend nichteinmal mehr von den Veltlinern aus den Rieden Renner und Gaisberg berichtete.

Mir war auch entfallen, daß es sich damals bereits samt und sondern um 2020er handelte. In meinem Kopf hatte ich sowas wie "Wiedervorlage aus anderem Jahrgang", als ich jüngst diesen Wein kaufte. So kann ich zwar nicht die Varianz der Jahrgänge bei Hirsch testen, wohl aber die meiner Tagesform. :mrgreen:

Weingut Hirsch, Ried Lamm 1ÖTW 2020
           Grüner Veltliner


"Weiche, runde Nase". Helles Kernobst (Nashi, gelber Apfel), etwas nussig, ein Hauch Blumenwiese. Alles sehr geschliffen (nicht im Sinne von alt, sondern ohne Ecken und Kanten).
Am Gaumen fein und weich. Milde, noch ausreichende Säure; etwas Grip. Signifikant restsüß (keine Daten zu finden). Nicht sehr druckvoll, aber dicht.
Im Abgang ein Hauch von "MIneralik" und etwas kräuterherb.

Der Wein ist - brav.
Oder wie ich vor 1 Jahr notierte: verbreitet gepflegte Langeweile.
Das ist schon gut gemacht und recht ausgewogen, aber ohne jeden Pep. Ich bin völlig bei Ulli, wenn er gestern schrieb, daß er die Restsüße bei Veltlinern als problematischer empfindet, als bei Rieslingen. Die Rebsorte tendiert eben zur Üppigkeit und hat i.d.R. sehr viel mildere Säure als jener.

Also - meine Tagesform war's wohl nicht, eher meine Verbohrtheit. :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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Gerald

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Re: Kamptal

BeitragDo 23. Feb 2023, 19:52

Ja, die Sache mit der Restsüße sehe ich auch ähnlich - beim Veltliner wirklich unangenehm (bei Riesling mag ich Restsüße auch nicht besonders, aber es ist definitiv weniger schlimm). Ich glaube aber nicht, dass das mit der Säure zu tun hat, sondern eher die Kombination mit den Aromen - so wie bei Speisen, manche salzige Gerichte harmonieren gut mit Süßem, andere wieder überhaupt nicht (ich denke mit Schrecken an diverse süße Heringsvariationen in einem Hotel bei einer Produktpräsentation zurück).

Merkwürdigerweise finde ich umgekehrt wieder einen leichten, sauberen Bitterton bei Veltliner überhaupt nicht störend, manchmal sogar richtig attraktiv. Bei Riesling würde ich in diesem Fall das Glas stehen lassen ...

Grüße
Gerald
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UlliB

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Re: Kamptal

BeitragFr 24. Feb 2023, 12:28

amateur des vins hat geschrieben: Die Rebsorte [Grüner Veltliner] tendiert eben zur Üppigkeit und hat i.d.R. sehr viel mildere Säure als jener.

Den Eindruck kann man bekommen, wenn man vorwiegend oder ausschließlich im gehobenen oder Top-Segment unterwegs ist. Was Du hier in letzter Zeit zu GV gepostet hast, waren alles schon schwere Kaliber.

Die Rebsorte hat aber zwei Gesichter: eines, das sie bei hoher Traubenreife zeigt, und ein doch sehr deutlich anderes, wenn die Reife knapper ist. Dann ist die Frucht eher grün als gelb, die tabakigen Noten fehlen, dafür ist das "Pfefferl" deutlicher, und die Säure ist auch dann zwar immer noch nicht Riesling-mäßig, aber durchaus lebendig und höher als z.B. bei den weißen Burgundersorten. Solche Weine sind das, was in Österreich als "resch" bezeichnet wird.

Ein alter Winzer meinte mal zu mir, dass Grüner Veltliner dann am besten und typischten ist, wenn das Lesegut 17°KMW hat, das entspricht 84°Oe und einem potentiellen Alkoholgehalt von 11,4%Vol. Solche Weine sind im Handel heute selten zu finden, und von den renommierten Winzern fast gar nicht, da deren Basisweine meistens kleinere Kopien der Topweine sind und immer noch aus sehr reifem Lesegut hergestellt werden, wenn auch aus etwas höheren Erträgen, weniger selektiert und kürzer ausgebaut.

Ich kaufe solche knapp reifen (und völlig trockenen!) Veltliner meistens vor Ort und bei unbekannten Winzern, häufig, wenn mir etwas in deren Heurigen gut gefallen hat. Das sind dann Weine in der fünf-bis sechs-Euro-Klasse, die nicht sehr lange halten und vor allem ihre Frische recht schnell verlieren, aber über rund zwei Jahre nach der Lese hinweg als Sommerwein und Rosé-Alternative viel Freude machen.

Gruß
Ulli
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Gerald

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Re: Kamptal

BeitragFr 24. Feb 2023, 12:57

UlliB hat geschrieben:Ein alter Winzer meinte mal zu mir, dass Grüner Veltliner dann am besten und typischten ist, wenn das Lesegut 17°KMW hat, das entspricht 84°Oe und einem potentiellen Alkoholgehalt von 11,4%Vol. Solche Weine sind im Handel heute selten zu finden, und von den renommierten Winzern fast gar nicht, da deren Basisweine meistens kleinere Kopien der Topweine sind und immer noch aus sehr reifem Lesegut hergestellt werden, wenn auch aus etwas höheren Erträgen, weniger selektiert und kürzer ausgebaut.

Ich kaufe solche knapp reifen (und völlig trockenen!) Veltliner meistens vor Ort und bei unbekannten Winzern, häufig, wenn mir etwas in deren Heurigen gut gefallen hat. Das sind dann Weine in der fünf-bis sechs-Euro-Klasse, die nicht sehr lange halten und vor allem ihre Frische recht schnell verlieren, aber über rund zwei Jahre nach der Lese hinweg als Sommerwein und Rosé-Alternative viel Freude machen.


Nun, 11,5 % wäre ungefähr also das, was in der Wachau in die Kategorie Steinfeder fällt und - meiner Ansicht nach nicht zu unrecht - nur mehr in geringer Menge produziert wird. Dafür müssen vermutlich (klimawandel-bedingt?) entweder Lesezeitpunkt so früh oder Erträge so hoch sein, dass das Mostgewicht so niedrig bleibt.

Die besseren Federspiel-Weine (z.B. die zuletzt probierten Lagen-Federspiele der DW) entsprechen meiner Ansicht nach eher deiner Beschreibung, wo die Säure durchaus intensiv ist - bei den genannten Weinen aus 2021 war das jeweils um die 7 g/l). Allerdings halten diese - wohl auch dank Schraubverschluss - weitaus länger als zwei Jahre. Ein vor kurzem getrunkener 2010er Federspiel war noch sehr frisch und nur mit ganz dezenten Reifenoten, kann sicher noch weitere 10 Jahre oder so lagern.

Grüße
Gerald
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