Kamptal

Kamptal, Kremstal, Traisental, Weinviertel, Wagram, Thermenregion, Carnuntum
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Trapattoni
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Re: Kamptal

Beitrag von Trapattoni »

2016 Grüner Veltliner Ried Spiegel 1. Lage vom Weingut Fred Loimer
Sehr rätselhafter Stoff für mich und als GV kaum zu identifizieren. Einerseits extremes Bitterle und knackige Säure, andererseits wirkt er schon sehr reif, auch von der Farbe her. Irgendwie von dem was da ist zu viel, andererseits fehlt mir da aber auch viel. Mir fehlt z.B. diese schöne GV-Pfeffernote, Frucht und Frische. Von "rund" ist er auch weit entfernt, mittellang. :? Etwas ratlos vermag ich hier keine Punkte vergeben.
Grüße
Dieter
Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.
(Joachim Ringelnatz)
weinaffe
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Re: Kamptal

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen,

gereifte Rieslinge aus dem Kamptal können grossartig sein, so wie der folgende:

Bild

LG
Bodo
amateur des vins
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Re: Kamptal

Beitrag von amateur des vins »

Und weiter geht's mit den Ösi-Erkundung.
Auf diesen war ich besonders gespannt, denn Riesling aus Österreich hatte ich bisher nicht.

Bründlmayer, Ried Heiligenstein 2019

Das "1 ÖWT" zeigt eine Erste Lage an.
Ziemlich "neutrale" (d.h. nicht signifikant reduzierte) Rieslingnase, geprägt von Zitrone und etwas Physalis.
Am Gaumen recht cremig, milde Säure. Ist nach dem Antrunk abrupt "weg" und wirkt dadurch auch etwas wässrig und schal.
Zum Abgang hin kehren die zitrischen Noten teilweise zurück. Hinzukommt deutlich stoppende Adstringenz.

Nix für mich: Es fehlt fast jegliche Spannung. Gerade dem Riesling raubt das sein prominentestes Merkmal. Erinnert mich gaaanz entfernt an E-S, aber selbst die Gutsweine haben dort mehr Pep. Und auch die Komplexität ist nicht gerade berückend. Gelistet war dieser Wein mit 22,75 €; selbst mit Rabatt sind das noch gut 18 € - für das Gebotene geradezu absurd viel Geld.

Ist das "typisch österreichischer Riesling-Stil"? Oder womöglich weinguts- oder jahrgangsbedingt?
Besten Gruß, Karsten
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Gerald
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Re: Kamptal

Beitrag von Gerald »

Hallo Karsten,

der Heiligenstein gilt als die Toplage für Riesling im Kamptal und hat den Ruf, längere Zeit zur Entwicklung zu brauchen. Dazu ist Bründlmayer seit langem eines des angesehensten Weingüter der Region. So wie du es beschreibst, würde ich da aber eher an einen "schleichenden Kork" denken - laut den Fotos auf der Website des Weingutes ist der Wein ja leider mit der Baumrinde verschlossen ...

Grüße
Gerald
amateur des vins
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Re: Kamptal

Beitrag von amateur des vins »

Gerald hat geschrieben:der Heiligenstein gilt als die Toplage für Riesling im Kamptal und hat den Ruf, längere Zeit zur Entwicklung zu brauchen. Dazu ist Bründlmayer seit langem eines des angesehensten Weingüter der Region.
Gerade wegen des Renommées von Lage und Weingut habe ich diesen Wein als Testballon gewählt.
Gerald hat geschrieben:So wie du es beschreibst, würde ich da aber eher an einen "schleichenden Kork" denken - laut den Fotos auf der Website des Weingutes ist der Wein ja leider mit der Baumrinde verschlossen ...
Das kam mir nicht in den Sinn, denn der Korken wirkt auf mich unauffällig, allenfalls etwas parfümiert, so nach süßlichem Pfeifentabak.

Aber jetzt, wo Du es schreibst: Die Adstringenz war von Anfang an irgendwie "komisch", nicht wie von Tanninen verursacht. Und das plötzliche Wegbrechen der Aromen ist auch merkwürdig. Beides ist kompatibel zu früheren Erfahrungen mit TCA-Kontamination. Allerdings kann ich auch mit besonderer Aufmerksamkeit nichts in dieser Richtung schmecken.
Jetzt rächt es sich, daß ich nur Einzelflaschen bestellt habe... :cry:

Ich verstehe Dich aber so, daß österreichische Rieslinge nicht per se viel weniger knackig als deutsche wären?
Besten Gruß, Karsten
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Gerald
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Re: Kamptal

Beitrag von Gerald »

Ich kenne leider nicht so viele deutsche Rieslinge und z.B. mit restsüßen Moselkabinetten kann ich genau überhaupt nichts anfangen. ;)

Aber was ich z.B. aus Rheinhessen probiert habe, geht im Großen und Ganzen in eine ähnliche Richtung wie die Österreicher, ich würde das schon im Allgemeinen als "knackig" bezeichnen. Die österreichischen Rieslinge sind nur aus meiner Sicht weniger vielfältig als die deutschen, da sie bei uns fast immer nur auf Urgesteinsboden (Granit/Gneis) gepflanzt werden.

Grüße
Gerald
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Gerald
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Re: Kamptal

Beitrag von Gerald »

Aber jetzt, wo Du es schreibst: Die Adstringenz war von Anfang an irgendwie "komisch", nicht wie von Tanninen verursacht. Und das plötzliche Wegbrechen der Aromen ist auch merkwürdig. Beides ist kompatibel zu früheren Erfahrungen mit TCA-Kontamination. Allerdings kann ich auch mit besonderer Aufmerksamkeit nichts in dieser Richtung schmecken.


"Schleichender Kork" hat meines Wissens auch nichts mit TCA zu tun, sondern ist eher mit dem als "fruit scalping" bekannten Phänomen zu verbinden, wo die Aromen irgendwie (keine Ahnung, wie das auf chemisch/physikalischer Ebene funktioniert) verschwinden und auch oft am Gaumen ein komischer, schaler Eindruck auffällt.

Grüße
Gerald
amateur des vins
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Re: Kamptal

Beitrag von amateur des vins »

Gerald hat geschrieben:
Aber jetzt, wo Du es schreibst: Die Adstringenz war von Anfang an irgendwie "komisch", nicht wie von Tanninen verursacht. Und das plötzliche Wegbrechen der Aromen ist auch merkwürdig. Beides ist kompatibel zu früheren Erfahrungen mit TCA-Kontamination. Allerdings kann ich auch mit besonderer Aufmerksamkeit nichts in dieser Richtung schmecken.
"Schleichender Kork" hat meines Wissens auch nichts mit TCA zu tun, sondern ist eher mit dem als "fruit scalping" bekannten Phänomen zu verbinden, wo die Aromen irgendwie (keine Ahnung, wie das auf chemisch/physikalischer Ebene funktioniert) verschwinden und auch oft am Gaumen ein komischer, schaler Eindruck auffällt.
Aha? :?
Ich dachte bisher, das wäre auf auf TCA-Konzentrationen unterhalb der "Identifikationsgrenze" zurückzuführen.

Falls Du (oder irgendjemand) da mehr zu rausfindet, würde ich gerne darüber lesen...
Besten Gruß, Karsten
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Gerald
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Re: Kamptal

Beitrag von Gerald »

Unter "fruit scalping" findet man im Web eine Menge Einträge - das betrifft im Übrigen gar nicht nur Wein mit Naturkork, sondern auch viele andere Lebensmittel meist im Zusammenhang mit Verpackungen.

Grüße
Gerald
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UlliB
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Re: Kamptal

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben:Ich verstehe Dich aber so, daß österreichische Rieslinge nicht per se viel weniger knackig als deutsche wären?

Ich bin zwar nicht Gerald, antworte aber trotzdem: nein, das sind sie nicht. Allenfalls ist da der Alkohol im Schnitt ein wenig höher, aber selbst dieser Unterschied nivelliert sich mittlerweile. In Blindverkostungen dürfte es schwierig sein, Rieslinge eindeutig nach Österreich oder nach Deutschland zuzuordnen.

Und Bründlmayer ist tatsächlich ein Erzeuger, der ziemlich beständig auf hohem Niveau liefert. Nach Deiner Beschreibung vermute ich schon, dass da mit der Flasche etwas nicht gestimmt hat. Vielleicht der Korken... selber schuld, denke ich, andere Top-Produzenten dort (wie etwa Hirsch) verschrauben alles.

Gruß
Ulli
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