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Die Winzerei - Harald Pairits

Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
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amateur des vins

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragMi 3. Aug 2022, 20:06

...und weiter geht's im Programm:

Die Winzerei, Sauvignon Blanc 2021 (13,5 %)
Ringhofer/Pairits


Sehr helles Fahlgelb, viel blasser als alle bisherigen. Das gibt schon einen ersten Hinweis...
Die Nase ist sehr sortentypisch SB, eher fruchtig, die Pyrazine deutlich auf der Stachelbeerseite (im Ggs. zu Maracuja oder Cassis). Ein wenig Limette und einen Hauch Pfefferminz meine ich zu erahnen. Wirkt frisch, deutet aber unterschwellig Kraft und Volumen an.
Der Gaumen bestätigt den Eindruck der Nase. Nicht furztrocken - die Lippen werden ganz leicht klebrig -, geht aber viel eher als "trocken" durch, als die bisher verkosteten. Leicht grüne Aromatik (nicht unangenehm) spricht für frühe Lese, die ursächlich für die vergleichsweise lebendige (wenngleich nicht direkt knackige) Säure sein dürfte.
Unterlegt finde ich dann in der Tat einen leicht cremigen Körper, der einiges Volumen verleiht, was hier aber ganz gut paßt.

Dieser Wein ist ein wenig laut und linear, aber durchaus in der Balance. Hier kann man beim Preis von gerade einmal 7 € (!) nicht nur "nicht moppern", sondern ich sehe ihn tatsächlich als guten Weinwert an (wenngleich nicht in mein SB-Beuteschema passend). Für mich mit Abstand der beste weiße bisher.

Interessanterweise bemerkte Mme, die beide Chardonnays sehr und den Schützener Stein (SB/Ch) weniger mochte, unaufgefordert, daß dieser SB "saulecker" sei, und stimmte meiner Bewertung als bisher bestem weißen zu.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragMi 3. Aug 2022, 21:08

Karsten, ich erlaube mir einfach, jetzt noch einmal den Text aus meiner VKN zum fraglichen Sauvignon Blanc anzuführen:

"Sehr helles Gelb, auf angenehme Art fruchtige Nase, Stachelbeere, weißer Pfirsich, Waldmeister, auch am Gaumen finden sich diese durch eine dezente Extraktsüße verstärkten Noten sehr deutlich, schwungvolle Säure, die den Wein trotz des vollen Körpers nicht fett erscheinen lässt, daneben auch angenehm herbe Noten, viel Extrakt, erstaunlich langer Nachhall, alles stimmt hervorragend zusammen."

Wir drücken uns ziemlich unterschiedlich aus, aber offenkundig haben wir bei diesem Wein in den wesentlichen Punkten eine sehr ähnliche Wahrnehmung! :)

amateur des vins hat geschrieben:Interessanterweise bemerkte Mme, die beide Chardonnays sehr und den Schützener Stein (SB/Ch) weniger mochte, unaufgefordert, daß dieser SB "saulecker" sei


Mme. besitzt ein hervorragendes Gespür für Weine, die enorm zum Trinken einladen, ohne ins Banale abzugleiten. Richte ihr bitte mein Kompliment aus!

Um mich (vermutlich) zu wiederholen: Sauvignon Blanc ist noch vor Chardonnay diejenige der bekannteren Weißweinsorten, mit der ich die größten Probleme habe. Auch ziemlich teurer Sancerre konnte mir häufig kaum Freude bereiten; die durchaus vorhandene Mineralität wurde hier immer wieder durch deutliche Anflüge von Gras und Gurkenfass massiv getrübt.... :oops: :evil:

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragMi 3. Aug 2022, 21:13

Bernd Schulz hat geschrieben:Wir drücken uns ziemlich unterschiedlich aus, aber offenkundig haben wir bei diesem Wein in den wesentlichen Punkten eine sehr ähnliche Wahrnehmung! :)
Ich habe Deine Notiz (direkt nach dem Posten) auch nocheinmal nachgelesen und bin zum selben Schluß gekommen. :)
Besten Gruß, Karsten
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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragMi 3. Aug 2022, 21:26

Bernd Schulz hat geschrieben:Auch ziemlich teurer Sancerre konnte mir häufig kaum Freude bereiten; die durchaus vorhandene Mineralität wurde hier immer wieder durch deutliche Anflüge von Gras und Gurkenfass massiv getrübt.... :oops:
...dann war der Sancerre sein Geld nicht wert... :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragSo 7. Aug 2022, 16:13

Der nächste, bitte!

Die Winzerei, Leithakalk 2016 (13,5 %)
Ringhofer/Pairits  Chardonnay / Pinot Blanc


Helles Goldgelb, klar.
Die Nase auch wieder opulent und kraftvoll. Einige Phenolik. Vor allem aber deutlich frischer und kalkiger (sic!) wirkend als die zuvor verkosteten weißen.
Am Gaumen zwar der Hausstilistik prinzipiell entsprechend, die Unterschiede sind jedoch groß: Die Säure ist nicht direkt knackig, aber erheblich lebendiger, als bei den "kleinen" Chardonnays. Deutliche Phenolik trägt zum Frischeeindruck bei, fügt aber auch eine herb-kräuterige Würze hinzu (angenehm, da nicht bitter). Auch hier dürfte etwas Restzucker im Spiel sein, aber im Vergleich deutlich weniger, so daß der Wein nicht in's breit-klebrige abdriftet.
Die Eigenarten beider Rebsorten kommen zur Geltung, wenngleich der Chardonnay eher auf der fetten Seite des Spektrums steht; ein "Anti-Chablis", wenn man so möchte. Aber paßt ja, wir sind schließlich in Österreich, und da habe ich es bisher nur in Ansätzen, aber nicht grundsätzlich anders erlebt. Der Weißburgunder zeigt sich auch, durch leicht pudrige weißflorale Noten. Frucht finde ich eher keine; vielleicht etwas weißen Pfirsich. Die Zitrusnote ist beim Schlucken gerade so zu erahnen.

Erinnert mich entfernt an Holger Koch, auch wenn er weit weg von deren Finesse ist (jedenfalls derjenigen der ***). Aber dafür kost' er ja auch nur die Hälfte.

Für gerade einmal 2 € mehr (9 vs. 7) gibt's im Vergleich zu den "kleinen" Chardonnays einen wesentlich ausgewogeneren, weil nicht so breiten Wein mit gutem PGV. Meinen persönlichen Geschmack trifft er dennoch nicht, auch wenn er ihn nicht so weit verfehlt, wie die "kleinen" Chardonnays.

@Bernd, den fandest Du zu anstrengend? Inwiefern? Für mich läuft das immernoch sehr deutlich unter Easy Drinking, wenngleich mit weniger Zucker und mehr Spannung, als zuvor (bis auf den SB). Ich bin wirklich irritiert, da Du ja z.B. auch die schrägeren Sachen von Müllen m.W. bisher nicht als "anstrengend" beschrieben hast. Wie paßt das für Dich zusammen?
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragSo 7. Aug 2022, 16:15

Oh Mist, das war unser gemeinsamer Nenner!
Mea culpa, da habe ich jetzt nicht mehr dran gedacht... :oops:
Besten Gruß, Karsten
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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragMo 8. Aug 2022, 18:05

amateur des vins hat geschrieben:Oh Mist, das war unser gemeinsamer Nenner!
Mea culpa, da habe ich jetzt nicht mehr dran gedacht... :oops:
...egal, dann halt heute im Nachgang, hatte ich schon im Kühlaggregat:

Bild
Viele Grüße
Erich

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Bernd Schulz

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragMo 8. Aug 2022, 19:58

amateur des vins hat geschrieben:@Bernd, den fandest Du zu anstrengend? Inwiefern?


Sorry, Karsten - ich habe Deine Frage jetzt erst gesehen!

In meiner Verkostungsnotiz findet sich unter anderem die folgenden Eigenschaften:

"....präsente Gerbstoffe, dezent bittere Noten..."

Mit so etwas im Weißwein habe ich (allerdings je nach Kontext) häufiger ein Problem. Du schreibst ja auch etwas von deutlicher Phenolik und herb kräuteriger Würze, welche von dir nicht als bitter empfunden wurde, von mir aber schon. Auf mich wirkte der Wein deswegen durchaus etwas sperrig.

Damit keine Missverständnisse entstehen: Ich habe überhaupt kein Grundsatzproblem mit knochentrockenen Weißweinen. Als ich mit Ralf vor zwei Jahren einen kurzen Urlaub in Franken gemacht habe, haben wir Tag für Tag nichts anderes als richtig trockenes Zeug getrunken - und das mit großem Vergnügen! Nicht selten hingegen stört mich zu viel Restzucker in Weißweinen, die laut Etikett trocken sein sollen. Aber bei den Sachen von Pairits hat mich der Zucker interessanterweise gar nicht genervt.

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragMo 8. Aug 2022, 20:52

Kein Ding, Bernd, und danke, daß Du noch darauf eingehst.
Bernd Schulz hat geschrieben:"....präsente Gerbstoffe, dezent bittere Noten..."

Mit so etwas im Weißwein habe ich (allerdings je nach Kontext) häufiger ein Problem.
Ich halte mich für recht bitterempfindlich und störe mich auch schnell daran. Aber eine dezent herbe Note unterhalb meiner völlig willkürlichen Bittergrenze empfinde ich häufig als spannungsfördernd. Der Übergang ist natürlich fließend.
Bernd Schulz hat geschrieben:Nicht selten hingegen stört mich zu viel Restzucker in Weißweinen, die laut Etikett trocken sein sollen. Aber bei den Sachen von Pairits hat mich der Zucker interessanterweise gar nicht genervt.
Dieses "Untrockene" ist mein Problem mit den ersten 3 Pairits-Weinen (Chardonnay, Obere Satz und Schützener Stein); bei den letzten beiden (Sauvignon und Leithakalk) war es etwas besser. Aber nicht aus Prinzip, sondern weil ich sie als breit, teilweise klebrig und spannungsarm empfand.

Ich meine, ein S-F Felseneck GG letztens wäre es gewesen, das 7-8 g/l Restzucker (und genausoviel Säure) hatte, der kaum auffiel und garnicht störte. Es kommt eben immer auf den Einzelfall an.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragMo 8. Aug 2022, 22:37

amateur des vins hat geschrieben:Ich halte mich für recht bitterempfindlich und störe mich auch schnell daran. Aber eine dezent herbe Note unterhalb meiner völlig willkürlichen Bittergrenze empfinde ich häufig als spannungsfördernd. Der Übergang ist natürlich fließend.


Entscheidend finde ich deinen letzten Satz aus dem Zitat, denn auch für mich gibt es in Weißweinen Bitternoten, die ich als spannungsfördernd und daher zunächst sehr angenehm empfinde. Der selbstverständlich irgendwann drohende Punkt, an dem solche Noten ins Negative kippen, ist aber überhaupt nicht messbar - und daher "natürlich fließend".

ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber wir diskutieren hier nicht immer, aber sehr oft über weitgehend ästhetische Phänomene. Und über die sollte man - in Umkehrung des bekannten Wittgenstein-Zitats - lieber immer wieder sehr unklar als gar nicht reden, weil ihnen durch simple Gleichungen so gar nicht beizukommen ist ;) .

Herzliche Grüße

Bernd
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