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Die Winzerei - Harald Pairits

Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
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amateur des vins

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragDo 29. Jun 2023, 21:47

11 Monate ist mein Erstkontakt mit dem Weingut her. Mein Fazit damals war zwiespältig: Die weißen waren mir zu unfokussiert und holten mich nicht ab. Die roten gefielen mir durch die Bank sehr gut für's Geld. Letztere schienen mir prima Kandidaten für Weinmomente ohne Gedöns zu sein, in welcher Form auch immer. Zudem fehlte mir noch ein Eindruck von den Schäumern. Für die nunmehr zweite Runde meiner Verkostungen machte daher den Anfang:

Die Winzerei, Rosé Brut 2012 (12,0 %)
Ringhofer/Pairits


Schon die Farbe gibt einen deutlichen Hinweis: Für einen Rosé deutlich gelblich, vielleicht hellmessingfarben mit einem nur leichten Kupfer- oder Lachsstich.
Am Gaumen reichlich mittelfeines Mousseux. Aromatisch Pflaumenwein (chinesisch, nicht japanisch: :mrgreen: leicht rustikal), deutliche Würze, die aus dem Rebsortenspiegel resultieren dürfte, und sehr zarte Himbeernoten. Zugleich ist da aber auch eine beginnende Oxidation: Eigentlich nur sehr leicht, aber sie beißt sich mit der Frucht. Dadurch wirkt der Wein ziemlich unharmonisch, wenngleich nicht wirklich alt. Die Dosage finde ich hier übrigens keineswegs störend; ich mag meine Schäumer ein wenig hedonistisch und nicht knochentrocken spaßbefreit.

Ich denke, dieser Schaumwein wäre besser vor ein paar Jahren getrunken worden.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragDo 29. Jun 2023, 22:03

amateur des vins hat geschrieben:Dadurch wirkt der Wein ziemlich unharmonisch
...mir gefiel der Schaum insgesamt etwas besser, möglicherweise weil ich nicht besonders harmoniebedürftig bin, was allerdings im privaten Bereich nur beim Wein gilt. Ich habe mich dagegen eher am Restzucker gestört und ich vermute mal, daß meine Diskussion mit Harald Pairits zumindest ein ganz klein bißchen dazu beigetragen hat, daß die 3. Charge nunmehr ohne Dosage abgefüllt wurde. Zumindest nach meinem Empfinden ist diese Variante keineswegs
amateur des vins hat geschrieben:spaßbefreit
was aber natürlich Geschmackssache ist (mein persönlicher Hedonismus ist zuckerfrei! :mrgreen: ). VKN zur 3. Charge folgt irgendwann noch, hatte den Sekt neulich bei einer Hochzeit mit sehr gutem Erfolg im Glas, hab mir aber anlaßbedingt keine Notizen gemacht, muß mich dem Zeuch nochmal eingehender widmen...
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragDo 29. Jun 2023, 22:25

Etwas überraschend ergab es sich, daß ich diesen Wein probieren kann, der bei der ersten Runde fehlte:

Die Winzerei, Malachias 2018 (13,0 %)
Ringhofer/Pairits   Zweigelt


Sehr dichtes, gerade noch transparentes, erkennbar trübes, leicht purpurnes Weinrot.
Die charakteristische (hier: eingemachte) Sauerkirsche wird von recht markanten Ausbauaromen aus der mäßig empyreumatischen Ecke begleitet: geröstete Kaffebohnen, dunkle Schokolade, etwas Bleistift. Reifer, kraftvoller, nichtmarmeladiger und trockener Eindruck.
Am Gaumen weicher Antrunk, milde Säure und zwar einigermaßen feinkörnige, aber recht rauhe Tannine. Milde Sauerkirsche und ein wenig Pflaume.
Je länger ich in den Abgang horche, desto deutlicher wird eine leichte nichtgrüne Bitternote: Whole Bunch? Reife Kerne, leicht angequetscht? Die Sauerkirscharomatik bleibt aber präsent, und zwar beeindruckend lange.

Ich trinke den Wein leicht gekühlt, mit geschätzt 15-16 °C. Das betont natürlich ein wenig die harschen Seiten. Ich möchte den Wein dennoch nicht unbedingt wärmer trinken, weil ich vermute, daß er mir dann etwas zu plüschig würde.

Für meinen Geschmack ist die Struktur etwas diffus, die Bitteraromatik etwas zu präsent. Und natürlich darf man kein Wunder in puncto Komplexität und Druck erwarten. Aber es ist kein Fehler, diesen Wein probiert zu haben, und für einen einstelligen Kurs ist das ordentlich.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragDo 29. Jun 2023, 22:27

EThC hat geschrieben:3. Charge nunmehr ohne Dosage
Den Brut nature habe ich auch dabei. Demnächst in diesem Theater.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragSo 2. Jul 2023, 21:25

Der 22er Sauvignon Blanc von Harald Pairits wirkt auf mich klar anders, aber nicht schlechter als der 21er:

Bild

Blind würde ich hier zunächst nicht auf einen Sauvignon Blanc tippen. Aber da mich die Grundaromatik der Sorte, die nach meinen Erfahrungen auch bei höherwertigeren Exemplaren schnell in Richtung gritzegrünes Gras und/oder Gurkenfass abdriften kann, eh nicht so sehr begeistert, kann ich mit dem Mangel an Sortentypizität hervorragend leben. Wir reden hier auf jeden Fall wieder über sehr viel Weißwein für kleines Geld.

Herzliche Grüße

Bernd
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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragSa 8. Jul 2023, 13:04

...hier jetzt unser Eindruck zur 3. Charge:

Bild
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragSo 9. Jul 2023, 15:10

Den hatten wir gestern auch im Glas:

Die Winzerei, Rosé Brut nature 2012 (12,0 %)
Ringhofer/Pairits  zéro dosage


Im Vergleich zum Brut vor 10 Tagen, haben wir hier weniger Messing und mehr Kupfer in der Robe. Und tatsächlich bemerke ich hier keinerlei störende Oxidation. Die Perlage ist sehr fein. Trotz des sehr langen Hefestandes sind die entsprechenden Aromen sehr dezent. Die Frucht ist im Vergleich etwas kerniger und roter (Johannisbeere, Erdbeere), aber im Vordergrund steht eine ausgewiesene Kräuterigkeit, die - wenn man sich Apfel und Zucker wegdenkt - einer Faßbrause nicht völlig unähnlich ist, was den verwendeten Rebsorten zuzuschreiben sein dürfte. Nicht zuletzt dadurch ist der Gesamteindruck spannend, aber eher auf der rustikalen Seite.

Insgesamt hinterläßt der Wein einen etwas ambivalenten Eindruck bei mir. Derzeit würde ich aber sagen, daß mich das eher neugierig macht, diesen (etwas unaufmerksam gewonnen) Eindruck demnächst zu überprüfen...
Besten Gruß, Karsten
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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragSo 9. Jul 2023, 15:52

Zwischen den beiden Schäumern gab's über 3 Tage die Blaufränkisch-Trilogie:

Die Winzerei, Goldberg 2018
Die Winzerei, Salvatore 2018
Die Winzerei, Blaufränkisch 2020

Ringhofer/Pairits


Ausnahmsweise zäume ich das Pferd mal von hinten auf und beginne mit dem Fazit:
Der Goldberg präsentiert sich derzeit wirklich schön! Er ist wesentlich komplexer als seine beiden kleinen Brüder und zeigt zudem eine gewisse Eleganz, die der vergleichsweisen Rumpeligkeit der anderen abgeht. Beide 18er (die ich bereits vor einem Jahr im Glas hatte) weisen signifikant mehr Substanz auf; daß der Blaufränkisch hier abfällt, sehe ich aber mehr im Jahr begründet als in der relativen Qualitätsstufe.

Beim ersten Kontakt mit dem Goldberg störte mich noch eine "holzig wirkende Bitternote". Von der fand ich nunmehr nichts vor. Irgendwie kann ich kaum glauben, daß knapp ein Jahr da so viel ausmachen soll. Vermutlich spielt(e) meine Tagesform rein. Aromatisch finde ich Kirsche, Laubwald, Walderdbeeren, Blaubeeren sowie einen Hauch Lebkuchen(!). Die eher weiche Textur des Antrunks fiel mir auch jetzt wieder auf. Die Säure ist ausreichend frisch und irgendwo zwischen der der beiden anderen.

Die Säure des Salvatore war eher dezenter. Waldige/erdige Noten zeigt er auch, aber nicht allzuviel Frucht, wie ich sie noch vor einem Jahr konstatierte; auch die ätherischen Noten sind zwar da, aber nicht besonders ausgeprägt. Dafür assoziiere ich eine florale Note. Im Vergleich zum Goldberg etwas streng und diffus wirkend.

Auf den einfachen Blaufränkisch war ich besonders gespannt. Einerseits kannte ich ihn bis dato nicht, andereseits hieß es weiter oben, die normalerweise für den Salvatore bestimmten Partien seien 2020 hier eingeflossen.
Im Glas habe ich ein mitteldichtes, dunkles Purpurrot, im direkten Vergleich zu den 18ern jedoch erkennbar weniger dicht. Von der Aromatik her habe ich Sauerkirsche, etwas Amarenakirsche und eine feine Würze Richtung Pinienzapfen und Rosmarin, die eine gewisse ätherische Note verleihen. Die Säure ist lebendig und damit deutlich frischer als bei den 18ern, die Tannine mittelkörnig. Im Abgang kommt mit Verzögerung eine leichte Bitternote, die jedoch nicht weiter stört.

Ich begann übrigens mit dem Blaufränkisch und nahm Salvatore und Goldberg kurz danach hinzu. Der Eindruck des Blaufränkischs war solo noch etwas positiver; im direkten Vergleich, aber auch mit der Zeit nach dem Aufschrauben zeigte er sich dann doch deutlich leichter und linearer. Ich führe das aber, wie oben geschrieben, eher auf's Jahr zurück. Gerne würde ich diese Theorie jahrgangsgleich überprüfen. Mit seinen "großen Brüdern" hat er gemein, daß es sich um beeindruckend viel Wein für's Geld handelt!
Besten Gruß, Karsten
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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragSo 9. Jul 2023, 21:10

amateur des vins hat geschrieben: Gerne würde ich diese Theorie jahrgangsgleich überprüfen.
...ich weiß gar nicht, ob's den Basis-BF in Jahren, in denen Hr. Pairits Salvatore und Goldberg auf die Flaschen bringt, überhaupt gibt; könnte "entweder / oder" sein. Müßte man mal nachfragen...
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Die Winzerei - Harald Pairits

BeitragSa 5. Aug 2023, 20:12

Die Erwartung war nach den zum Teil euphorischen Notizen weiter oben hoch, aber sie wurde leider doch nicht ganz erfüllt:

Salvatore Blaufränkisch Steingraben 2018 (Die Winzerei) 13,0%Vol. Dunkles Purpur ohne Alterstöne. Sehr floral, dann würzig, schließlich auch Bittermandel. Im Gaumen dann auch etwas Kirsche, straff, gute Dichte, sauber, schöne Säure, aber das Tannin rustikal, eckig und unfein, leicht nachbitternd.

Ok. Das ist ein guter Wein, gemessen am Preis auch ein sehr guter, der auch mit Weinen, die das doppelte kosten, mithalten kann. Das war es dann aber auch, für mehr fehlt es doch sehr an Finesse und Schliff.

Zugegeben: ich bewege mich bei Rotwein regelmäßig in ganz anderen Preiskategorien, das kann dann auch schon mal das Zehnfache vom Preis für den Salvatore sein, oder auch noch mehr, und es wäre einfach unfair, deren Maßstab anzulegen. Aber solche Weine gibt es halt auch, und gemessen an denen ist der Salvatore eben kein bemerkenswerter Wein. Für Pizza, Pasta oder eine deftige Vesper passt er aber gut. Dafür würde ich aber viel eher den einfachen Zweigelt vom selben Erzeuger nehmen, der mich anders als der Salvatore sehr positiv überrascht hat.

Gruß
Ulli
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