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Weingut Franz Weninger

Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
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EThC

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragFr 19. Nov 2021, 22:20

Ralf Gundlach hat geschrieben:Wie es Franz Weninger schafft aus diesem warmen Jahrgang einen Blaufränkischen mit dieser kühlen Stilistik und mittleren Körper bei gerade mal 12% Alkohol hinzubekommen?
...wie's auch immer funktionieren mag, aber ich habe auch festgestellt, daß "je naturnah, desto frisch", was sich insbesondere in den Warmjahren positiv bemerkbar macht. Generell sind nach meiner Wahrnehmung Alk-Gehalte jenseits der 13 Umdrehungen im Natur- bis Biodyn-Bereich eher selten bis gar nicht anzufinden.
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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UlliB

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSa 20. Nov 2021, 10:22

EThC hat geschrieben: Generell sind nach meiner Wahrnehmung Alk-Gehalte jenseits der 13 Umdrehungen im Natur- bis Biodyn-Bereich eher selten bis gar nicht anzufinden.

Das würde ich ins Reich der Legende verweisen. Gerade zwei Weine von dem französischen Großmeister der Biodynamie eingekellert: Le Grand Clos und Coulée de Serrant 2019, beide mit deklarierten 15,0%Vol. Und ich bin sicher: wenn ich mir die Mühe machen würde, in den Keller zu gehen und dort zu suchen, würde ich Dutzende von Weinen von Biodynamikern finden, die mehr als deklarierte 13,0%Vol. haben.

Es kommt auch hier mehr auf das an, was man trinkt, als auf die Frage biodyn oder nicht-biodyn. Und da überlappen sich unsere Interessen ganz offensichtlich nur wenig ;)

Gruß
Ulli
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stollinger

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSa 20. Nov 2021, 10:43

UlliB hat geschrieben:[...]Gerade zwei Weine von dem französischen Großmeister der Biodynamie eingekellert: Le Grand Clos und Coulée de Serrant 2019, beide mit deklarierten 15,0%Vol. [...]

Um mal noch weiter ins OT abzugleiten...
Ich wollte mir zuletzt ein paar Chenin Blanc zulegen, aus den jüngeren Jahrgängen war alles von der Loire >14% und teilweise mit Restzucker. Ich habe daraus geschlossen, dass es an der Rebsorte zu liegen scheint. Als würde sie in warmen Jahren einfach (zu) viel Zucker aufbauen. Ist das so?
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EThC

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSa 20. Nov 2021, 10:45

UlliB hat geschrieben:Das würde ich ins Reich der Legende verweisen.
...ich hab's ja nicht als absolute Wahrheit in die Welt geschrien, sondern als meine Wahrnehmung, die sich natürlich auf das von mir verklappte Zeug bezieht. Und ohne da jetzt für "Natur" und "Klassik" jeweils Durchschnittswerte gebildet zu haben, sehe ich bei mir schon eine signifikante Häufung von 14+ in der "Klassik" und 12- bei der Natur. Ausreißer nach oben und unten gibt's natürlich überall...
Viele Grüße
Erich

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Gerald

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSa 20. Nov 2021, 11:43

Ich habe von Biodyn-Winzern schon alle Varianten gehört: die einen haben gemeint, durch die biodynamische Bewirtschaftung bleiben die Zuckergehalte niedrig, andere wiederum postulieren, dass Biodyn zu höheren Zuckergehalten in der Traube führt. :D

Womöglich hat das gar nichts damit zu tun, sondern liegt ausschließlich an anderen Faktoren (Ertrag, Lesezeitpunkt etc.). Bei den Roten kommt noch dazu, dass zumindest in Ö viele durch (zulässige) Chaptalisierung auf einen Ziel-Alkoholgehalt von ca. 13,5 % "hingetrimmt" werden, da Rotweine mit 12% oder so - anders als bei Weißweinen - vom Konsumenten gar nicht so geschätzt werden.

Grüße
Gerald
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robertz

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSa 20. Nov 2021, 15:04

Ich habe von einem Rotweinwinzer meines Vertrauens auch gehört, dass die Beschaffenheit der Traube, insbesondere der Traubenhaut oft wesentlich ist, manchmal entscheiden ein zwei Tage zwischen einer frischer knackiger Traube (inkl. knackiger Traubenhaut) und einem etwas letscherten Traubenschopf. Dabei ändert sich der Zuckergehalt manchmal wenig, das Aroma aber deutlich, da ja auch die Haut ausgelaugt wird.

Schöne Grüße aus Wien, Robert
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
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Ralf Gundlach

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSa 20. Nov 2021, 21:09

Der nächste Weninger im Glas:

2019 Furmint vom Kalk

Seit gestern offen. Trübes blassgelb. In der Nase Marzipan, mürber Apfel und Blüten. Am Gaumen hat sich die gestern doch arg dominierende Note von mürben Apfel schön eingereiht zu den anderen Noten wie Limetten, aber auch floralen Elementen. Knackige, lebendige Säure. Salzig-mineralische Note im Abgang, die auf der Zunge regelrecht haften bleibt. Knochentrockenes Geschmacksbild bei gerade mal 11,5 % Alkohol. Ein spannender, nicht zu extremer Naturwein, der viel Luft braucht, um sich zu entfalten. Durch die knackige Säure hat dieser Furmint einen leicht rustikalen Touch. Der Feherburgundi aus gleichem Hause ist doch etwas komplexer und eleganter. Aber wenn man mal eine Erfahrung mit Furmint auf Naturweinbasis machen möchte dann ist das sicher eine gute Wahl.

88 Punkte. Kostet 14 Euro. Mittlerweile gibt es ab Hof den 2020er (der gerade mal 10% Alkohol hat).

P.S. Ich habe speziell in Österreich schon mehrmals die Kombination von bio- bis biodynamischen Weinbau in Verbindung mit niedrigen Alkoholwerten beobachtet. Und das macht nicht immer Spaß. Wenn man dann so einen leicht magersüchtigen roten Kabinett mit leicht unreifen Noten im Glas hat ist das auch nicht unbedingt die helle Freude. Dann nützt mir auch der wenige Alkohol nichts. Dann trinke ich doch lieber einen 15 %-ter, der was taugt.

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSa 20. Nov 2021, 21:34

Meines Wissens führt Spontanvergärung (warum auch immer?) zu einer etwas geringeren Alkoholausbeute. Da die Biodynamiker nicht mit Reinzuchthefen arbeiten, könnte darin auch eine Ursache für niedrigere Alkoholwerte liegen?

Ralf Gundlach hat geschrieben:Ich habe speziell in Österreich schon mehrmals die Kombination von bio- bis biodynamischen Weinbau in Verbindung mit niedrigen Alkoholwerten beobachtet. Und das macht nicht immer Spaß. Wenn man dann so einen leicht magersüchtigen roten Kabinett mit leicht unreifen Noten im Glas hat ist das auch nicht unbedingt die helle Freude.


Da gebe ich dir vollkommen Recht! Aber wenn, wie es bei Weninger ja vorkommt, der vergleichsweise niedrige Alkoholgehalt mit einem durchaus komplexen Geschmack verbunden ist, bin ich ziemlich begeistert und ziehe erst einmal meinen Hut vor dem Winzer, dem so etwas gelingt.

Herzliche Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSa 20. Nov 2021, 22:11

Der dritte der Weninger-Wochend-Festspiele:

2018 Blaufränkisch Ried Kirchholz


Das ist natürlich ein spannender Vergleich mit dem Hochäcker. Und so ziemlich in allem setzt der Kirchholz noch eins drauf. Eleganter. Komplexer. Fester wirkend. Mehr Extrakt. Mehr Länge. Mehr Säure. Hat ordentlich Freeclimber-Power für gerade mal 12% Alkohol. Dezente Tannine im Abgang. Die gleiche kühle Anmutung wie der Hochäcker. Das ist sicher jenseits des Mainstreams und nix für Powerplay-Liebhaber, aber wenn man solche Weine versteht, dann hat man was ganz Besonderes im Glas zu einem im Verhältnis moderaten Preis. Handwerklich ist das definitiv die Oberklasse, vinifiziert von einem absoluten Könner in seinem Fach .
Da kann ich Bernd nur Recht geben. Weninger kriegt niedrige Alkoholgerade mit tollen Weinen hin.

92+ Punkte. Kostet ab Hof 18 Euro (derzeit ist nur der 2017er erhältlich)

Gruß

Ralf
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amateur des vins

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Re: Weingut Franz Weninger

BeitragSo 12. Dez 2021, 16:50

Ein langehegter Plan nach Erichs wiederholter Lobhudelei war es, diesen hier zu probieren:

Weninger, Saybritz 2019 (13,0 %)
        Welschriesling


Ganz obenauf befindet sich ein kleiner Wachsdeckel und darunter - ein Plastikstopfen?! :shock: Was soll das?!

Helles, leicht gräuliches Strohgelb.
Riecht nach Schalenkontakt, aber nicht betont betont naturweinig/freakig. Erich, da habe ich viel Schlimmeres befürchtet! :lol: Recht kraftvoll (Welschriesling? :?) und würzig: Der Schiefer macht sich bemerkbar, und etwas Räucherkammer. Dazu eher weiße Frucht: Birne und Birnenschale, Lychee, Pitahaya (ja, die schmeckt quasi nach nix - k.A., warum ich die assoziiere :mrgreen:).
[+15'] Am Gaumen sofort massig adstringierende Phenolik, aber wieder nur sehr zart "naturweinig". Frische, leicht grünapfelige, dennoch sehr angenehme Säure.
[+1d] Wenig verändert: Phenolisch; knackige, (leicht) grüne Säure; feine "Fruchtsüße".
[+3d] Wird gefühlt mit jedem Tag ein bißchen freakiger/mostiger (was womöglich garnicht stimmt).

Wirklich interessant, was sich z.B. auch in den 15' bis zum ersten Schluck ausdrückt. Eigenständig sowieso, und auch durchaus gut. Zu Jubelstürmen sah ich mich aber nicht veranlaßt.

Mal sehen, es gibt noch eine zweite Flasche...
Besten Gruß, Karsten
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