Süßweine rund um den Neusiedler See

Heute angekommen und eben aufgemacht:

Scheurebe (Sämling) Spätlese 2012 Hans Tschida Angerhof

Wow sag ich da nur

In der Nase Aprikose und viele weiße Blüten, jedoch nicht parfümig.
Im Mund setzt sich genau dieser Eindruck fort: Aprikosen, Mandeln, Honig, Kräuter, Blumen ... wunderbar süß, aber mit schöner und sehr ausgewogener Säure. Druckvoll.
Verleitet zum Kauen zwecks Auskosten. Langer, intensiver Abgang.

Einfach köstlich
Und schon bedauere ich es, nur zwei Flaschen davon gekauft zu haben

Und ich ärgere mich darüber, dass ich diese Scheurebe nicht auch noch bestellt habe!

Zum Trost gibt es jetzt eine BA vom gleichen Erzeuger (ich muss mein "Investment" ja wenigstens mal antesten! ):



Tja, was soll man sagen? Der Erzeuger hat nicht umsonst einen hervorragenden Ruf als Süßweinproduzent! Und über den Preis kann man nun überhaupt nicht moppern! Davon hätte ich ruhig noch ein paar Pullen mehr ordern können!

Viele Grüße

Bernd

Gestern gab es dann den Rest von der Scheurebe ... aber am Ende war sie dann doch wirklich sehr süß, so dass ich hinterher noch dringend einen trockenen Wein gebraucht habe


Und heute wollte ich dann zum Vergleich die

Cuveé Spätlese 2012 ebenfalls von Hans Tschida, Angerhof

kosten ... und habe doch glatt die falsche Flasche gegriffen und wunderte mich, warum der Wein genauso schmeckte wie der gestrige

Nun habe ich die Cuveé aber trotzdem noch aufgemacht:

Der Wein besteht aus Chardonnay, Welschriesling, Weißburgunder und Scheurebe und ist der gestrigen Scheurebe sehr ähnlich. Kommt aber - trotz noch mehr Zucker und weniger Säure - irgendwie nicht ganz soooo arg süß rüber wie die Scheurebe und einen Tick frischer. Und vor allem nicht ganz so blumig und deutlich mehr kräuterig-würzig.

@ Bernd, ich denke, der würde dir noch besser munden als die Scheurebe


Und ich hoffe mal, dass die Scheurebe auch in der geöffneten Flasche (Schrauber) noch ein paar Tage überlebt, ohne abzuflachen ....

@ Bernd, ich denke, der würde dir noch besser munden als die Scheurebe

Allegro, ich habe sie gestern beide bestellt, die Scheurebe und die Cuvée! Aber ich kann sie erst im Urlaub probieren, da sie zu Freuden geliefert werden und erst noch mit deren Auto in unser gemeinsames Ferienhaus gebracht werden müssen (der Rucksacktransport größerer Weinmengen mit der Bahn ist doch arg umständlich).

In den Ferien gibts jetzt mal was anderes als die ewigen Möselchen....

Herzliche Grüße

Bernd

Und soeben musste ich einen weiteren Süßen von Tschida kosten:

Muskat Ottonel Auslese 2013, Hans Tschida, Anbgerhof

Die Nase bietet ein überwältigendes, intensives und würziges Fruchtaroma und genau so geht es auch im Mund weiter. Noch fruchtiger und dichter als die Scheurebe, der reinste Fruchtnektar. Totz der hohen Süße aber dennoch irgendwie frisch.

Besser als der Händler kann ich es nicht ausdrücken, daher zitiere ich hier mal: "Wunderbarer Duft nach Pfirsich, zarten Blüten und Zitrus; am Gaumen intensiv traubig, feiner Muskatton, Zitrusfrische. Was wir an Tschidas Süßweinen schätzen, findet sich auch in dieser Auslese: unglaublich klare Frucht und Reintönigkeit gepaart mit einer zarten, aber trotzdem lebendigen Säure."

Köstlich

Der Wein besteht aus Chardonnay, Welschriesling, Weißburgunder und Scheurebe und ist der gestrigen Scheurebe sehr ähnlich. Kommt aber - trotz noch mehr Zucker und weniger Säure - irgendwie nicht ganz soooo arg süß rüber wie die Scheurebe und einen Tick frischer. Und vor allem nicht ganz so blumig und deutlich mehr kräuterig-würzig.

@ Bernd, ich denke, der würde dir noch besser munden als die Scheurebe

Stimmt! Inzwischen habe ich beide Weine probiert (ohne mir Notizen gemacht zu haben), und die Cuveé hat mir in der Tat etwas besser als die Scheurebe gefallen. Letztere hat mir aber auch durchaus Spaß bereitet.

Restsüße Spätlesen aus Österreich sind, wenn ich das richtig sehe, völlig out - unter der BA geht eigentlich nichts, oder? Angesichts solcher Qualitäten zu einstelligen Kursen finde ich das schade, denn beide Weine zeigten ein trotz der vergleichsweise hohen Süße komplexes und nicht unspannendes Geschmacksbild. Es handelt sich sicher nicht um die letzten Süßweine, die ich von Tschida gekauft habe. Und vermutlich auch nicht um die letzten Spätlesen (die allerdings eher dem deutschen Auslesetypus entsprechen)!

Viele Grüße

Bernd

Restsüße Spätlesen aus Österreich sind, wenn ich das richtig sehe, völlig out - unter der BA geht eigentlich nichts, oder?

Was genau meinst du mit dieser Frage ?

Hallo Bernd, hallo Gerhard,
ich kann diese etwas "überspitzt" formulierte Aussage schon nachvollziehen.

Früher hatten wir klarste Regelungen mit QW, Kabinett (beides trocken) und dann begannen die Prädikatsweine (süßliche Weine) mit der Bezeichnung Spätlese. Wobei, in meiner geschätzten Wachau, die Spätlese als Smaragd (von der Gradation her) immer schon trocken ausgebaut wurde. Trocken ausgebaute Spätlesen hat man woanders eigentlich sehr selten bekommen. Heute verlangen Konsumenten aber eben (wirklich) trocken ausgebaute Weine (vgl. die Diskussion um Botrytis in Smaragdrieslingen, die den Wein, obwohl trocken, ja doch extraktreicher, runder, süßlicher erscheinen läßt), oder sie kaufen echte Süßweine (wenn man das so benennen darf), und die fangen eigentlich auch für mich erst so ab BA aufwärts an.

Spätlesen, keine Smaragde, waren auch für mich oftmals weder "Fleich noch Fisch". Ich kann mich gut erinnern, dass Winzer davon berichtet haben, als es noch keine computergesteuerten Gärkontrollen gab, des Nächtens die Kellertüre offen stehen gelassen zu haben, damit die Gärung unterbrochen wurde, um etwas Restsüße zu erhalten.

Ich glaube, dass süße Spätlesen derzeit tatsächlich irgendwie ein Schattendasein führen, kann mich aber auch irren. Ad hoc viele mir auf die Schnelle jetzt auch kein in letzter Zeit getrunkenes Exemplar einer Spätlese ein. Insofern, glaube ich, hat Bernd mit seiner Einschätzung schon Recht.

Direkt vor Ort sieht es eventuell anders aus, aber hier in Deutschland interessiert wirklich so gut wie niemand für österreichische Süßweine unterhalb der BA. Ich selber bin das beste Beispiel, da ich derartige Weine jetzt zum ersten Mal in meinem Leben gekauft und getrunken habe.

Vermutlich fallen die Qualitäten bei vielen anderen Winzern auch nicht so überzeugend aus, oder? Angerhof-Tschida ist ja nun ein besonders renommierter Betrieb, oder irre ich da? Wenn ich nicht irren sollte, finde ich die Preise für diese Spätlesen ungewöhnlich moderat - was wieder dafür spricht, dass sich die Nachfrage in recht engen Grenzen hält. Höhere Kurse sind trotz der überzeugenden Qualität offenbar nicht zu erzielen.

Beste Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

eine kurze Antwort dazu meinerseits, obwohl ich diese Thematik absolut ungern "aufkoche", da unsere Winzer, die zum größten Teil ja nicht einmal etwas dafür konnten, trotzdem ihre Lektion daraus gelernt haben.

"Irgendwie muss ich bei österreichischen Spätlesen spontan immer noch an 1985 denken, obwohl das heute eigentlich Vergangenheit ist."

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Was mich mehr stört, liegt eigentlich daran, dass man immer nur die großartigen Süßweine rund um den Neusiedler See anspricht (für die eine DAC vielleicht sinnvoll gewesen wäre), die restlichen Süßweine dabei allerdings außer Acht lässt, was aber sicher ein Mengenproblem ist.

Solltest Du die Möglichkeit haben, einmal (von einem gutem Produzenten) einen Süßwein aus einem der Weinbaugebiete Weinviertel, Kamptal oder Kremstal zu bekommen, probiere sie. Da findet man dann nämlich (leider auch bei entsprechenden Preisen, ob der geringen Menge) neben viel Süße (die rund um den See meist dominiert) auch oftmals noch eine ansprechende Säurestruktur.

Ich mag Süßweine vom See (auch mal einen Ruster Ausbruch), trotzdem war einer meiner besten Süßweine ein Eiswein, Riesling Ried Steinbügel, vom Schloßweingut Graf Hardegg in Seefeld/Großkadolz. Allerdings Jahrgang 1994, den wird's heute nirgends mehr geben, nicht einmal in meinem Keller...