Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
Gerald
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Mo 21. Feb 2011, 14:49
Hallo Jürgen,
das Weingut Gratl war mir bisher nicht bekannt. Habe mich gerade informiert, es liegt jedenfalls in der Nähe von Jennersdorf, weit weg von der hier am häufigsten besprochenen Region um den Eisenberg. Wenn Gratl auch einen Eisenberg DAC produziert (auf der Website steht nichts dergleichen), dann hätten sich jedenfalls meine Befürchtungen erfüllt ...
Grüße, Gerald
Jürgen
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Mo 21. Feb 2011, 17:22
Die Weine kommen aus Riede Jakobsberg/Binderberg - Ried Fennisberg - Riede Moritz/Andreas. Von eurem diskutierten Eisenberg habe ich noch nie was gehört. Ich arbeite auf einer anderen Baustelle
Weinzelmännchen
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Mo 21. Feb 2011, 17:35
Jürgen hat geschrieben: Von eurem diskutierten Eisenberg habe ich noch nie was gehört. Ich arbeite auf einer anderen Baustelle
Lieber Jürgen! Vielleicht kommst du einmals auf einen Baustellenbesuch zum Eisenberg! Es lohnt sich wirklich. Selten wirst du so terroirbezogene Blaufränkische kosten können wie dort. Sie sind sofort von den sehr bekannten Mittelburgenländern zu unterscheiden. Die Präzision dieser Wein sucht ihresgleichen in der österreichischen Rotwein-Landschaft.
MvG (Mit vinophilen Grüssen)
Daniel
Gerald
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Mo 21. Feb 2011, 17:41
Hallo Jürgen, wenn ich deinen Weingeschmack richtig einschätze (Batonnage & Co), könnte es gut sein, dass die Weine vom Eisenberg - zumindest in der von mir favorisierten Ausprägung - ohnehin nicht ganz deine Sache wären. Eher "dünn" und säurebetont, dazu oft so dass man die Nuancen fast "mit der Lupe" suchen muss. Daher schneiden sie in den Weinguides auch häufig nicht so besonders gut ab Grüße, Gerald
pivu
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Mo 21. Feb 2011, 17:47
Gerald hat geschrieben:wenn ich deinen Weingeschmack richtig einschätze (Batonnage & Co), könnte es gut sein, dass die Weine vom Eisenberg - zumindest in der von mir favorisierten Ausprägung - ohnehin nicht ganz deine Sache wären. Eher "dünn" und säurebetont, dazu oft so dass man die Nuancen fast "mit der Lupe" suchen muss. Daher schneiden sie in den Weinguides auch häufig nicht so besonders gut ab
@Jürgen: try Wallner - 'Namenlos', das könnte einer wenigen Weine sein, die uns beiden schmeckt. Wobei Uwe Schiefers 'Reihburg' ja auch alles andere als schlank und elegant ist. Ciao Peter
Jürgen
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Mo 21. Feb 2011, 17:50
Hallo Gerald, der Batonnage ist zwar ein toller Wein, den ich von allen meinen Weinfreunden bisher aber immer am zurückhaltesten bewertet habe. Das liegt allerdings auch daran, daß ich ihn bisher immer viel zu jung getrunken habe. Leider gibts ausreichend alte Exemplare auch noch gar nicht. Ich mag übrigens auch dünne Spätburgunder, es müssen nicht immer nur "Dickschiffe" sein. Säurebetont hingegen mögen weder mein Gaumen noch meine Gedärme
Weinzelmännchen
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Mo 21. Feb 2011, 17:54
Gerald hat geschrieben: Eher "dünn" und säurebetont, dazu oft so dass man die Nuancen fast "mit der Lupe" suchen muss.
Lieber Jürgen, lieber Gerald! Ich hab' Gerald's Beschreibung versucht, mit dem Begriff "Päzision" einzufassen. Jürgen, du kannst dir aussuchen, welche Wortwahl dir lieber ist; Gerald und ich meinen aber das Gleiche .
MvG (Mit vinophilen Grüssen)
Daniel
Gerald
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Mo 21. Feb 2011, 18:05
Ja ich weiß schon, dass mein Vokabular nicht die Standardsprache der Weinbeschreibung (falls es soetwas überhaupt gibt) ist. Habe mich seinerzeit bei taw auch dafür kritisieren lassen müssen. Ist mir aber egal, ich versuche eben meine Geruchs- und Geschmackseindrücke so direkt wie möglich zu beschreiben. Ein Weinautor muss das ja auch noch diplomatisch formulieren, ich nicht Wie auch immer, Säure ist jedenfalls bei den Weinen vom Eisenberg häufig ein Thema ... Grüße, Gerald
Weinzelmännchen
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Mo 21. Feb 2011, 18:23
Gerald hat geschrieben:Ja ich weiß schon, dass mein Vokabular nicht die Standardsprache der Weinbeschreibung ist.
Lieber Gerald! Das war nicht als Kritik gedacht. Mein Begriff der "Präzision" ist halt eher ein Euphemismus für einen - da sind wir uns ja vollkommen einig - säurebetonten Rotwein. Ich mag persönlich Weinbeschreibungen viel mehr, die eine klare Sprache sprechen und sich der Leser gleich etwas vorstellen kann. Eine wunderbare Beschreibung säurebetonter Weine stammt übrigens von Johannes von Trojan, die ich dem forum nicht vorenthalten möchte: In diesem Jahr am Rheine, sind leider gewachsen Weine, die an Wert nur geringe, es reiften nur Säuerlinge im Verlauf dieses Herbstes; nur herberes bracht er und herbstes. Zu viel Regen, zu wenig Sonnenschein ließ erhofften Segen zerronnen sein, nichts Gutes floß in die Tonnen ein. Der 88er Rheinwein ist, leider Gottes, kein Wein, um Leidende zu laben, um Gram zu begraben, um zu vertreiben Trauer; er ist dafür zu sauer.
An der Mosel steht es noch schlimmer, da hört man nichts als Gewimmer, nichts als Ächzen und Stöhnen, von den Vätern und Söhnen, den Muttern und den Töchtern, über den noch viel schlechtern Ertrag der heurigen Lese. Der Wein ist wahrhaft böse, ein Rachenputzer und Krätzer, wie ein Strolch, ein gefährlicher, in dem Kreise Ehrlicher unter guten Weinen erscheint er. Aller Freude ist ein Feind er, aller Lust ein Verderber; sein Geschmack ist fast noch herber als des Essigs, des reinen, ein Wein ist es zum Weinen.
Aber der Wein, der in Sachsen in diesem Jahr ist gewachsen und bei Naumburg im Tale der rasch fließenden Saale, der ist sauerer noch viele Male als der sauerste Moselwein. Wenn du ihn schlürfst in dich hinein ist dir´s, als ob ein Stachelschwein Dir kröche durch deine Kehle, das deinen Magen als Höhle erkor, darin zu hausen. Angst ergreift dich und Grausen.
Aber der Grüneberger ist noch viel ärger. Laß ihn nicht deine Wahl sein! Gegen ihn ist der Saalwein noch viel süßer als Zucker. Er ist ein Wein für Mucker, für die schlechtesten Dichter und dergleichen Gelichter. Er macht lang die Gesichter, blaß die Wangen; wie Rasen so grün färbt er die Nasen. Wer ihn trinkt, den durchschauert es - wer ihn trank, der bedauert es. Er hat etwas so versauertes, daß es sich nicht läßt mildern und nur schwer ist zu schildern in Worten oder Bildern.
Aber der Züllichauer ist noch zwölfmal so sauer als der Wein von Grünberg. Der ist an Säure ein Zwerg gegen den Wein von Züllichau; wie eine borstige wilde Sau zu einer zarten Taube, so verhält sich, das glaube, dieser Wein zu dem Rebensaft aus Schlesien. Er ist schauderhaft. Er ist gräßlich und greulich, über die Maßen abscheulich. Man sollte ihn nur auf Schächerbänken den Gästen in die Becher schänken, mit ihm nur schwere Verbrecher tränken, aber nicht ehrliche Zecher kränken.
Wenn du einmal kommst in diesem Winter nach Bomst, deine Erfahrung zu mehren, und man setzt, um dich zu ehren, dir heurigen Bomster Wein vor, dann, bitt’ ich dich, sieh dich fein vor, daß du nichts davon verschüttest und dein Gewand nicht zerrüttest, weil er Löcher frißt in die Kleider und auch in das Schuhwerk leider, denn dieses Weines Säure ist eine so ungeheure, daß gegen ihn Schwefelsäure der Milch gleich ist, der süßen, die zarte Kindlein genießen. Fällt ein Tropfen davon auf den Tisch so fährt er mit lautem Gezisch gleich hindurch durch die Platte. Eisen zerstört er wie Watte, durch Stahl geht er wie Butter, er ist aller Sauerkeit Mutter. Stand halten diesem Sauern weder Schlösser noch Mauern. Es löst in dem scharfen Bomster Wein sich Granit auf und Ziegelstein. Diamanten werden sogleich, in ihn hineingelegt, pflaumenweich, aus Platin macht er Mürbeteig. Dieses vergiß nicht, falls du kommst in diesem Winter einmal nach Bomst.
Damit haben die Eisenberger zum Glück aber nichts zu tun !
MvG (Mit vinophilen Grüssen)
Daniel
Gerald
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Mo 21. Feb 2011, 18:27
Hallo Daniel, nein ich habe das nicht als Kritik verstanden. Nachdem ich mit meinen Verkostungsnotizen ja kein Geld verdiene, formuliere ich sie eben so, dass ich sie auch Jahre später genau nachvollziehbaren kann. Das geht aus meiner Sicht einfach am besten, wenn ich die Aromen und Geschmackseindrücke (Körper, Säure, Süße, Tannine, Abgang - Länge und Harmonie) möglichst direkt beschreibe. In einem Weinguide könnte man das natürlich nicht abdrucken Grüße, Gerald P.S. Das Gedicht ist gut. Der Vergleich mit der Schwefelsäure ist allerdings unzutreffend, da Mineralsäuren (auch z.B. Salzsäure) bei gleichem pH-Wert viel weniger sauer schmecken als Weinsäure oder Citronensäure. Der Gaumen ist nun mal kein sehr präzises Messinstrument ...
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