Neusiedlersee-Hügelland, Neusiedlersee, Mittelburgenland, Südburgenland
Sa 17. Apr 2021, 21:44
robertz hat geschrieben:Nach all den Beiträgen zum Südburgenland in den letzten Stunden wollte ein gereifter Eisenberger DAC Reserve geöffnet werden, die Wahl viel auf Wachter-Wiesler Steinweg 2008Der Wein war damals einer meiner teuersten BF Eisenberg, die ich mir beim Verkosten im Weingut leisten musste, damals (2010) zu 30,- EUR die Flasche. Es war einer der ersten Jahrgänge von Christoph Wachter und ein echter Lagenwein vom Eisenberg (und nicht aus Deutsch Schützen). Anbei meine Notizen von damals zur Vinifikation: In Bottichen bei maximal 28°C, über 1 Monat Maischestandzeit, biologischer Säureabbau sowie 20 monatige Reife in 500L Fässern Und nun zum Wein zwei Stunden nach Öffnen im Zalto Universal: dunkles eher transparentes bordeauxrot; eher ausgeprägte dunkle Nase, dunkelbeerig, etwas ungesüßtes Pflaumenmus, schwarzer Pfeffer, kalter Kohlenstaub, etwas Lorbeerblätter, dann auch etwas Veilchen, etwas Haarwasser, vielschichtig, aber immer in einem straffen frischen Korsett (Fruchtsäure & Mineralität) eingebunden; am Gaumen noch deutlich intensiver aber nie laut, stützende dunkelbeerige Fruchtsäure mit Einsprengseln von Orangenzesten, noch immer feinkantiges Tannin, aber auch eine deutliche mineralisch-salzige Komponente gibt dem Wein viel Struktur am Gaumen, die Aromenvielfalt von der Nase wird auch am Gaumen 1:1 wiedergespiegelt, kraftvoller Körper mit frischem süffigen Zug, wirkt insgesamt fordernd und vielschichtig aber trotzdem geht die Hand immer wieder zum Glas und dieses zum Mund, klingt lange auf Kirschkern und etwas Bitterschoko aus (94 RPunkte)
Also das ist ein Rotwein an der Grenze zum Großen Wein und einer der besten Roten aus Österreich, die ich bisher getrunken habe. Vielleicht auch Glück gehabt mit Mond und Öffnungszeitpunkt , aber das gefällt mir und war jeden Euro wert.
Neid pur, habe ich gerade empfunden Wie unterscheiden sich die Eisenberger deiner Meinung nach vom Rest der Burgenländischen Blaufränkischen? Ich denke ja zuerst an Mineralität. Aber die Säure und den eher straffen, sehnigen, aber extraktreichen Körper ( da sehe ich den Unterschied zum Mittelburgendland stark) fallen mir auch auf. Gruß Ralf
Bernd Schulz
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Sa 17. Apr 2021, 21:50
Robert, deine Zeilen klingen ja wirklich sehr begeistert und erwecken fast so etwas wie Neid..... Ich habe eben (vor der Lektüre des Postings zum 2008er Steinweg) auch einen Roten aus Deutsch-Schützen geöffnet - es handelt sich aber nur um eine Basisqualität: Von Krutzler habe ich vor etlichen Jahren auf einer Düsseldorfer Verkostung das Flagschiff namens "Perwolff" getrunken und in sehr guter Erinnerung behalten. Auch dieser "kleine" Blaufränkische gefällt mir ganz ausgezeichnet; ich weiß nicht genau, was er gekostet hat, aber Ralf kann dazu vielleicht mehr sagen. Bei einem Preis von um die 10 Euro wäre das ein klarer Nachkaufkandidat. Herzliche Grüße Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Sa 17. Apr 2021, 22:03, insgesamt 1-mal geändert.
robertz
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Sa 17. Apr 2021, 22:02
Hallo Bernd
Den Basis Blaufränkisch 2019 von Krutzler gibt es bei uns im EH / Weinwelt um 10,50
Schöne Grüße aus Wien, Robert
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Bernd Schulz
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Sa 17. Apr 2021, 22:25
Robert, danke für die Information! Ob der 2019er genau so gut ist wie der 2017er, weiß ich natürlich nicht, aber letzterer dürfte für meinen Geschmack locker auch noch mehr als 10,50 kosten (wobei ich vermute, dass Ralf, der mir den Wein besorgt hat, noch unter 10 Euro dafür berappt hat). Der Wein changiert gerade recht stark; am Gaumen sind die animalischen Noten immer noch deutlich ausgeprägt, aber am Gaumen kommt mehr und mehr eine schöne, Richtung Blau- und Brombeeren gehende Frucht durch. Für mich ist es schon erstaunlich, zu sehen, wie viele gute bis sehr gute Rotweinerzeuger es mittlerweile im Burgenland gibt. Merkwürdigerweise fristen deren Weine hier in Deutschland nach wie vor ein absolutes Nischendasein; bei uns geht der Blick fast immer automatisch in Richtung Frankreich, Italien oder Spanien, wenn es kein deutscher Spätburgunder sein soll. Ich kann mich da selber gar nicht ausnehmen - auch ich war über lange Jahre hinweg ein viel zu großer Ignorant der österreichischen Roten.... Herzliche Grüße Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Sa 17. Apr 2021, 23:04, insgesamt 1-mal geändert.
robertz
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Sa 17. Apr 2021, 22:39
Hallo Ralf Die größten Unterschiede machen meiner Meinung das Terroir der Weinberge (karge Steillagen) und der Zugang der Winzer aus. Viele Weingüter sind um vieles kleiner und arbeiten akribisch in ihren Weinbergen und versuchen ihre Vorstellung vom Eisenberger vom Weinberg in die Flasche zu bringen. Im Mittelburgenland gibt es auch solche Winzer (z.B Weninger), aber auch viele Beriebe mit hoher Hektaranzahl, viel Maschinenunterstützung im Flacheren (schwere Lehmböden) und dem Anspruch DAS Blaufränkischland für die große Masse zu sein. Internationalere Weine im Barrique, die Blaufränkischcuvee als Flagschiff, Verkostungsmonster die in einer jeden Verkostung mit 1/32 glänzen aber untrinkbar sind etc sind noch viel verbreiteter. Ich kann mich noch erinnern, wie mir vor vielen Jahren ein Winzer in Horitschon seinen Vakuumverdampfer mit viel Stolz gezeigt und erklärt hat. Dieser Zugang wird aber auch im Mittelburgenland wieder weniger, diese Trinkmarmelade findet man nun eher im Seewinkel ( auch Burgenland, aber mit viel Zweigelt und internationalen Rebsorten, Scheiblhofer ist ganz stolz auf seine Kellerarbeit ). Schöne Grüße aus Wien, Robert
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Sa 17. Apr 2021, 22:45
robertz hat geschrieben:Hallo Ralf Die größten Unterschiede machen meiner Meinung das Terroir der Weinberge (karge Steillagen) und der Zugang der Winzer aus. Viele Weingüter sind um vieles kleiner und arbeiten akribisch in ihren Weinbergen und versuchen ihre Vorstellung vom Eisenberger vom Weinberg in die Flasche zu bringen. Im Mittelburgenland gibt es auch solche Winzer (z.B Weninger), aber auch viele Beriebe mit hoher Hektaranzahl, viel Maschinenunterstützung im Flacheren (schwere Lehmböden) und dem Anspruch DAS Blaufränkischland für die große Masse zu sein. Internationalere Weine im Barrique, die Blaufränkischcuvee als Flagschiff, Verkostungsmonster die in einer jeden Verkostung mit 1/32 glänzen aber untrinkbar sind etc sind noch viel verbreiteter. Ich kann mich noch erinnern, wie mir vor vielen Jahren ein Winzer in Horitschon seinen Vakuumverdampfer mit viel Stolz gezeigt und erklärt hat. Dieser Zugang wird aber auch im Mittelburgenland wieder weniger, diese Trinkmarmelade findet man nun eher im Seewinkel ( auch Burgenland, aber mit viel Zweigelt und internationalen Rebsorten, Scheiblhofer ist ganz stolz auf seine Kellerarbeit ). Schöne Grüße aus Wien, Robert
Hallo Robert, ja dann..vielen Dank, den bei Scheiblhofer wollte ich mal bestellen, kann ich jetzt sein lassen. Danke für die Erkenntnisse. Auch im Allgemeinen. Gruß Ralf
amateur des vins
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Sa 17. Apr 2021, 22:56
amateur des vins hat geschrieben:Kopfensteiner, Saybritz 2017
[...]
Gefällt mir ausnehmend gut!
... und das ist auch heute so! Der Wein schafft mühelos das Paradoxon, heute sowohl (noch) erheblich zugänglicher als auch genauso spannend zu sein. Ziemlich großes Kino! Bernds Einwand, Österreich läge im Blind Spot, läßt sich auch in dieser Liga nachvollziehen. Ich kenne ja erst sooo wenig, aber ich bin jetzt schon sehr froh, das selbstgewählte Österreich-Moratorium beendet zuhaben.
Besten Gruß, Karsten
robertz
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Sa 17. Apr 2021, 23:13
Hallo Ralf, such in YouTube den Beitrag mit Thomas Maurer mit Titel Warum Wein Folge 04 Im Keller und bilde deine eigene Meinung Schöne Grüße aus Wien, Robert
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Gerald
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So 18. Apr 2021, 07:09
Zum Vergleich meine Notizen zum Steinweg aus 2008 und 2009 (relativ jung getrunken): http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_l ... DetMax=100Waren auch damals beeindruckende Weine, allerdings zum damaligen Zeitpunkt schon unter den teuersten Südburgenländern. Und mit der "zweiten Reihe" der WW-Weine (Pfarrweingarten & Co) hingegen konnte ich mich nie anfreunden - ganz im Unterschied zum Sortiment zu Christophs Onkel Thom(as), von ihm sollte übrigens eine Kiste der 2018er in der kommenden Woche eintreffen, bin schon sehr neugierig Grüße Gerald
So 18. Apr 2021, 19:05
robertz hat geschrieben:Hallo Ralf, such in YouTube den Beitrag mit Thomas Maurer mit Titel Warum Wein Folge 04 Im Keller und bilde deine eigene Meinung Schöne Grüße aus Wien, Robert
Hallo Robert, nachdem ich Herrn Scheiblhofers Ansichten gehört habe....lasse ich es doppelt sein, dessen Gewächse zu probieren. Das ist ja gruselig. Ich glaube, der hat nicht mal gemerkt, das er in der Folge als Depp dasteht, so ist der von seinen (überholten) Vinifiaktionsmethoden überzeugt. Aber danke für den Tipp, war eine spannende Folge. Gruß Ralf
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