Wenn Du da die Größe ins Spiel bringst, bin ich vollkommen bei Dir. Ich würde ja sogar einen Schritt weiter gehen.
Wer braucht eine DAC Weinviertel? Da würde doch dann vollkommen eine DAC Niederösterreich (mit z. B. Grünen Veltliner), eine DAC Burgenland (mit z. B. Blaufränkisch) und eine DAC Steiermark (mit z. B. Sauvignon Blanc) reichen. Nur, dann gäbe es halt auch keine DAC Leithaberg.
Hallo Weingeist,
Weine die in erster Linie nach ihrer Herkunft bezeichnet werden müssen meiner Meinung nach zwei Aspekte erfüllen. Die Weine müssen erstens in der Lage sein, die Herkunft schmeckbar zu machen, sich also eindeutig von Weinen aus anderen Regionen abheben. Und zweitens, die Gemeinsamkeiten aller Weine mit der gleichen Herkunftsbezeichnung müssen trotz Winzerhandschrift eindeutig wahrnehmbar sein.
Das Erste schließt für mich Basisweine eindeutig aus, denn nur bei hochwertigem Traubenmaterial und mehr als Schema F-Vinifizierung wird die Herkunft schmeckbar. Natürlich sind nicht alle Basisweine austauschbare Allerweltsweine, aber eindeutig wird die Herkunft insbesondere für Otto Normalweintrinker wenn überhaupt nur bei höheren Qualitäten.
Vielleicht liege ich ja falsch, aber deine Idee einer DAC Niederösterreich zielt mir ein bisschen zu tief, zu basisweinartig. Wovon sollte sich ein solches DAC abheben, unterscheiden, wenn eh das ganze gv-relevante Gebiet Teil davon ist.
Mein zweiter Aspekt widerspricht deiner Idee noch mehr. Ist es wirklich machbar, einen Weinstil zu definieren der genügend Gemeinsamkeiten zwischen Mannersdorf an der March und Spitz an der Donau schafft, um als EIN Wein wahrgenommen zu werden? Und das im gehobenen Bereich, nicht durch die gleiche Technik überall gleich schmeckend?
Wenn ein DAC diese beiden Aspekte nicht schafft, ist es letztlich nur ein Umetikettieren des bisherigen, wird die Herkunft zum reinen Marketinginstrument.
Hast Du durch die DAC-Leithaberg jetzt einen sprunghaften Anstieg im Export Deiner Weine erlebt oder sind, nur weil jetzt statt "Neusiedler See - Hügelland" aud Deinen Etiketten DAC Leithaberg steht, mehr Kunden gekommen, hat der Absatz zugnommen?
Also bei mir hat Leithaberg nicht Neusiedlersee-Hügelland abgelöst, das habe ich auf meinen Etiketten schon lange vorher beerdigt und (Auge Gerald!) durch Burgenland ersetzt. Auf meinen Umsatz hat Leithaberg DAC keinen gravierenden Einfluss, aber das war auch nicht mein Ziel. Leithaberg DAC ist ja bewusst recht hoch angelegt, es gibt keinen Basis-DAC und dahinter (siehe oben) stehe ich zu 100 Prozent. Das oberste Preissegment, und damit auch Leithaberg DAC spielt in meinem Betrieb aber nur eine relativ geringe Rolle.
Was ich aber durch Leithaberg DAC erlebe ist eine bisher in dieser Form nicht vorhandene Gemeinsamkeit vieler Betriebe in der Region, ein neues Bewusstsein, das sich entwickelt und eine ganz andere Wahrnehmung unseres Gebietes durch Weininteressierte, Handel und Medien. Das ist vielleicht beim Weißwein noch besser zu erklären als beim roten, denn plötzlich stehen wir mit burgenländischen Weißweinen auf Augenhöhe mit den Niederösterreichern und Steirern. Du als Wein-Österreicher weißt, was das bedeutet und was ich damit meine.
Es geht langsam, sehr langsam, es ist längst nicht alles so wie es meiner Meinung nach sein sollte und es gibt immer wieder Schwierigkeiten und Kompromisse, die es nicht leichter machen. Aber ich bin mir sicher, da ist etwas im Entstehen, über das wir noch in langer Zeit froh sein werden. Und deshalb bin ich dabei, nicht wegen dem Umsatz.