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Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

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EThC

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragFr 5. Mai 2023, 14:35

UlliB hat geschrieben:Entscheidend dürfte sein, dass im Spitzer Graben im Sommer abends ziemlich regelmäßig kühle Luft aus dem Waldviertel einströmt, es kann da schon ziemlich zugig werden. Während man im Raum Weißenkirchen / Joching / Wösendorf noch im Hemd draußen sitzen kann, bräuchte man im Graben schon einen dickeren Pullover. Die Amplitude zwischen Tag und Nacht ist da deutlich höher, und die bessere Durchlüftung verzögert auch das Auftreten der sonst in der Wachau häufigen Botrytis.
...klingt schlüssig, auch angesichts des visuellen Eindrucks, der sich einem vor Ort bietet!
UlliB hat geschrieben:Aber ganz oben im Graben (mit den Rieden Brandstatt, Trenning und teilweise auch Bruck) ist immer noch vieles unbestockt - nach Aussage eines örtlichen Winzers [Högl] war es dort noch vor 30 Jahren viel zu kühl, um etwas anständiges zu erzeugen.
...da war tatsächlich auch mein Eindruck, daß in direkter Donaunähe hinsichtlich der Reaktivierung der alten Terrassen mehr passiert als im Spitzer Graben. Gerade auch im Bereich zwischen Weißenkirchen und Dürnstein, wo sich diese Minilagen wie Kummersthal, Heudürr etc. tummeln, werden wieder Terrassen bewirtschaftet, die je Etage gerade mal eine Handvoll Weinstöcke beherbergen, auch südlich von Spitz sind mir einige anscheinend frisch reaktivierte Terrassen aufgefallen.
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragFr 5. Mai 2023, 17:12

EThC hat geschrieben: Gerade auch im Bereich zwischen Weißenkirchen und Dürnstein, wo sich diese Minilagen wie Kummersthal, Heudürr etc. tummeln, werden wieder Terrassen bewirtschaftet, die je Etage gerade mal eine Handvoll Weinstöcke beherbergen, [...]

Was Minilagen in der genannten Gegend betrifft, ist die Riede Watstein (rechtlich eine Subriede vom Schreiberberg) im Hinblick auf ihre Kleinheit ungeschlagen: gerade mal 0,14ha Fläche, von der aber nur 0,05ha (=500m²) bestockt sind. Soweit ich rausfinden konnte, handelt es sich um ein Monopol vom Weingut Prager (die Riede ist auch tatsächlich auf deren lausiger Homepage erwähnt), aber ich habe noch nie einen Wein von da gesehen. Vermutlich gehen die paar Flaschen unter der Hand an priviligierte Kunden.

Ansonsten gäbe es in der Wachau tatsächlich noch einiges an Fläche zu reaktivieren. Gerade im Bereich Weißenkirchen-Dürnstein findet man beim Wandern oberhalb der heute bestockten Rebfläche mitten im Wald Reste von Trockenmauern und Terrassen, teilweise sogar noch ganz gut erhalten. Toni Bodenstein vom genannten Weingut Prager erklärte mir auf Nachfrage vor ein paar Jahren, dass es sich um Reste des mittelalterlichen Weinbaus duch die Klosterhöfe handelt und diese Flächen schon im Laufe des 18. Jahrhunderts stillgelegt wurden, da nach der Expansion des Habsburgerreichs nach Osten und Süden in ehemalige Teile des Osmanischen Reichs von dort bessere (=reifere) Weine kamen und das Interesse an Weinen aus der Wachau nur noch gering war, so dass sich der Weinbau auf die wärmeren Donau-nahen Lagen zurückgezogen hat.

Er meinte, dass diese ehemaligen Lagen im Rahmen des Klimawandels durchaus wieder interessant werden könnten und zumindest in Teilen wieder reaktiviert werden. Ob das tatsächlich ginge, weiß ich nicht - dazu müsste ökologisch sicher wertvoller Wald gerodet werden, und da könnte das Naturschutzrecht die Sache unmöglich machen.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragFr 5. Mai 2023, 20:16

UlliB hat geschrieben:Er meinte, dass diese ehemaligen Lagen im Rahmen des Klimawandels durchaus wieder interessant werden könnten und zumindest in Teilen wieder reaktiviert werden. Ob das tatsächlich ginge, weiß ich nicht - dazu müsste ökologisch sicher wertvoller Wald gerodet werden, und da könnte das Naturschutzrecht die Sache unmöglich machen.
...wäre interessant zu wissen, was da das höhere Rechtsgut ist, die offiziellen Lagen- bzw. Riedenabgrenzungen gehen ja teils weit über die (derzeit) bestockten Flächen hinaus und auch in die aktuellen Waldbestände hinein.
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragSa 6. Mai 2023, 08:39

Dieser nominelle Hochkaräter wollte sich über vier Stunden verfolgt nicht recht zeigen:

Riesling Schütt Smaragd 2021 (Knoll) 13%Vol. Blasses Gelb. Ganz leise, scheue Nase, ein Hauch Zitrus, viel mehr nicht, auch mit viel Luft und etwas Wärme lässt sich nicht viel mehr hervorlocken, am Ende kommt zum Zitrus minimal Waldmeister. Auch am Gaumen ziemlich verschlossen, einige Substanz spürbar, vor allem aber eine prominente, für die östliche Wachau regelrecht knackige Säure. Aromatisch unergiebig.

Wirkliche Verschlussphasen (wie ich sie von Bordeaux kenne), in denen ein Wein aromatisch völlig tot ist, sind mir beim Riesling bisher nicht begegnet. Da gibt es nur Phasen, in denen ein Wein etwas zurückgezogen ist oder sich bei sonst guten Anlagen rumpelig verkostet. Aber der hier ist schon nahe dran an echtem Verschluss, aber eben nicht ganz - da ist aromatisch schon mehr als nichts, aber eben nicht viel. Im Moment: Finger weg. Zur Wiedervorlage in ein paar Jahren.

Gruß
Ulli
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragDi 1. Aug 2023, 19:58

Sehr gut gefallen hat uns heute der

FJ Gritsch, Ried Steinporz 2021
         GV Smaragd


Kraftvoll, dabei mitnichten barock, wenngleich auch nicht direkt kühl. Mineralisch, relativ wenig Frucht, vielleicht Richtung Mirabelle. Trocken, vielleicht nicht knochentrocken, aber jedenfalls ohne auftragende Restsüße. Unauffällige, ausreichend frische Säure. Mit etwas Zeit zeigt sich auch ein leichtes Pfefferl.

Paßte hervorragend zum ausgezeichneten "Wiener Schnitzel" (vom Schwein, aber nennen sie selber so) beim Bierfriedl in Pruggern. Dort übrigens nicht ganz Faktor 2 über dem günstigsten Straßenpreis - fair.
Besten Gruß, Karsten
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