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Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Weltkulturerbe und internationales Aushängeschild Österreichs
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UlliB

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragFr 2. Sep 2022, 10:36

Der nächste:

Grüner Veltliner Achleiten Stockkultur Smaragd 2021 (Prager) 14%Vol. Aus einem großen Burgunderglas, was eine gute Idee war. Mitleres Gelb. Unmittelbar nach dem Einschenken ein paar Sekunden zurückhaltend, aber dann springt der Wein einen regelrecht an: Ananas, reife Birne, und dann viel Nadelwald. Im Gaumen fast schon brutal konzentriert, tropische Frucht, belegt den gesamten Mundraum, für sehr reifen Veltliner recht hohe Säure, haftend, sehr langer, zartbitterer Nachklang. Opulent, aber auch hier gilt wie beim oben erwähnten Klaus: nicht fett.

Das ist schon beeindruckend, aber im Moment auch etwas "überdrüber". Muss zur Ruhe kommen, was vermutlich eine Weile dauern wird, dürfte aber Jahrzehnte halten. Ein Weinmonument im Entstehen.

Nach dieser Erfahrung werde ich den Zwerithaler Kammergut aus gleichem Hause erst einmal in Ruhe lassen, der könnte da nocheinmal etwas draufsetzen und dürfte dann momentan ziemlich unbekömmlich sein.

Gruß
Ulli
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UlliB

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragSa 3. Sep 2022, 10:15

Einen Gang heruntergeschaltet:

Riesling 1000-Eimerberg Federspiel 2021 (FJ Gritsch) 12,5%Vol. Zunächst eine ganz leichte Spontinase, wobei ich nicht glaube, dass da spontan vergoren wurde. Dann die Frucht, ganz auf Zitrus, wirkt schlank, schlank auch am Gaumen, für die Wachau ziemlich knackige Säure, sehr frisch, ein wenig Kalkstein, blitzsauber, moderate Länge.

Ein knackig-frischer Sommerwein, der gut zum gestrigen Spätsommerabend passte. Qualitativ auf dem Niveau eines guten VDP-Ortsweins, preislich auch - ca. 15 Euro im Handel.

Der 1000-Eimerberg ist eine isoliert liegende, optisch spektakuläre Steillage unmittelbar hinter dem Ort Spitz, und markiert an der Donau das westliche Ende des Weinbaugebiets (es gibt zwar in Richtung Aggsbach einige noch südwestlicher gelegene Weingärten, aber die sind flächenmäßig und qualitativ eher unbedeutend). Die Riede gilt als hochwertig, aber dennoch entstehen hier keine herausragenden Kultweine wie aus anderen Wachauer Lagen, warum auch immer.

Gruß
Ulli
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UlliB

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragSo 4. Sep 2022, 10:01

Noch ein Mittelgewicht:

Grüner Veltliner Trum Federspiel 2021 (Knoll) 12,5%Vol. Von Knoll ist das Veltliner-Federspiel aus der Riede Kreutles zumindest in Deutschland wesentlich bekannter, weil es im Handel breit verfügbar ist, vielleicht gibt es davon auch einfach mehr. Die Riede Trum liegt ein paar hundert Meter westlich, direkt am Fuß der Riede Schütt, aus der Knoll schon einige Weinlegenden produziert hat. Ein kleiner Teil besteht geologisch aus dem selben Material wie die Riede Schütt, der Rest ist völlig flach und besteht wie die übrigen Loibner Flachlagen aus Donausedimenten, und gleicht damit der Riede Kreutles.

Um zu beurteilen, ob es einen Unterschied zwischen Trum und Kreutles gibt und einer vielleicht besser als der andere ist, müsste man beide Weine direkt vergleichen. So ist das einfach ein sehr schönes Veltliner-Federspiel, und die Eindrücke sind identisch mit der Beschreibung des 21er Kreutles-Federspiel, wie Jochen sie weiter oben gepostet hat:
Jochen R. hat geschrieben:In der Nase gleich nach dem Öffnen einladende Frucht, v. a. Marillen (auch Pfirsich), feiner heller Tabak, blumig, im Hintergrund ein Hauch Minze.

Gelbfruchtig mit frischer, trinkanimierender, Säure, schlank bis mittel-gewichtig, dezent kräutrig/adstringierend, mittellang.


Gruß
Ulli
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UlliB

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragSa 10. Sep 2022, 09:31

Und dann wieder ein Smaragd:

Grüner Veltliner Steinertal Smaragd 2021 (Schmelz) 14%Vol. Der Betrieb liegt in Joching, dort ist in etwa die geografische Mitte des Weinbaugebiets, die Riede Steinertal aber in Unterloiben ganz im Osten. Tatsächlich handelt es sich um die erste Steillage der Wachau, wenn man von Krems in Richtung Dürnstein fährt.

Mittleres Gelb. Intensive, völlig offene Nase, zunächst einmal der für reifen Veltliner typische helle Tabak, dann die Frucht auf reifem Apfel und etwas Aprikose, Kräuter, das ganze untermalt von dunkel-rauchiger Mineralität. Im Gaumen viel Kraft, aber nicht overpowered wie im Moment die Pragersche Stockkultur, zupackend und druckvoll, dabei sehr frisch, lebendige Säure, langer Abgang, der ganz zart nachbittert, was überhaupt nicht stört. Harmonisch und elegant.

Das ist wirklich großartig und belegt, dass Schmelz inzwischen zu den besten Betrieben der Wachau gerechnet werden muss.

Gruß
Ulli
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Alba

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragSa 10. Sep 2022, 18:31

UlliB hat geschrieben:Der nächste:

Grüner Veltliner Achleiten Stockkultur Smaragd 2021 (Prager) ...

Nach dieser Erfahrung werde ich den Zwerithaler Kammergut aus gleichem Hause erst einmal in Ruhe lassen, der könnte da nocheinmal etwas draufsetzen und dürfte dann momentan ziemlich unbekömmlich sein.

Gruß
Ulli


Hallo,
exakt Ulli´s Notiz zum Prager Stockkultur Achleiten (im Haus, aber noch nicht getestet) bzw. der Rückschluss auf den Zwerithaler Kammergut hat mich veranlasst eben diesen Top- GV Smaragd aus dem Hause Prager "jetzt erst recht" selber zu testen - auch unter dem Aspekt dass ich eine knapp zweistellige Anzahl Zwerithalers einbunkern konnte :mrgreen: .
Ich glaube nicht dass der Zwerithaler auf den Stockkultur noch was draufsetzt puncto Konzentration oder Opulenz, eher im Gegenteil durch die uralten Reben kommt er derzeit (!!) recht zurückhaltend rüber (aber wie gesagt - ein Vergleich ohne das Verkost-Pendant zu kennen hinkt natürlich ;) ).
Im Glas ein sehr blasses Gelb (nicht zu vergleichen mit reifen, älteren Smaragden), die Nase ziemlich verschlossen, auch das Umziehen über die Karaffe verbessert das unmittelbar nur minimal (Wein war anfangs aber auch zu kühl). Mit steigender Temperatur und im Laufe der Zeit kommt dann schon eine feine Frucht durch - Birne, zarter gelber Apfel .
Gleiche Eindrücke im Mund, dazu eine feine Würze, speziell im laaangen Abgang dann auch ganz leicht pfeffrig auf Ananas mit minimalen Anklängen sogar von Vanille (keine Angst hat nichts mit Toasting - Barrique zu tun, aber mir kam Vanille trotzdem in den Sinn :oops: ).
Gesamteindruck - im Moment weit weg davon was der Wein in Jahren bringen wird (nachdem ich 18 und vor allem 19 schon einige Male hatte weiss ich was da kommt), der Alkohol (nom.14%) nicht ansatzweise störend, man sieht aber bereits jetzt auch an den Schlieren im Glas welchen Extrakt dieser Wein mitbringt. (ur-)Alte Reben sind eben durch nichts zu ersetzen.
Etwas zuwarten ist sicher kein Fehler, auch in 2020 als ich am Weingut war und alle 2019er Weine nebeneinander verkosten konnte war der Zwerithaler im Vergleich zu GV WT Bodenstein und auch Stockkultur deutlich zurückhaltender, eigentlich schwieriger zu verkosten für mich - eben alles Potential. Ähnlich ist mein Eindruck bei diesem Jahrgang, aber m.E. nach wird es nicht allzu lange dauern und dann dreht das Ding richtig auf - dafür dann aber sicher auch für viele Jahre.
Jedenfalls super GV höchster Klasse und somit top Einstimmung auf die kommenden Premium GVs von FX, Knoll und Pichler-Krutzler.
Gruß
Manfred
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UlliB

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragSo 11. Sep 2022, 10:57

Hallo Manfred,

danke für die Notiz zum Zwerithaler Kammergut. Das Ergebnis ist interessant, da werde ich meine drei Flaschen erst einmal nicht anrühren, wenn auch aus anderen Gründen, als ich ursprünglich angenommen hatte.

Nach Deiner Erfahrung: wie lange wird es voraussichtlich dauern, bis der Wein voll da ist?

Gruß
Ulli
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Alba

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragSo 11. Sep 2022, 16:42

Hallo Ulli,

"bis wann der Wein voll da ist" - ganz ehrlich ? - Ich weiß es nicht :oops: :roll:
Rückschließend vom 2019er - den hatte ich erstmalig (abgesehen von der Erstverkostung Ende Mai 2020) im September 2021 und dann nochmal im Mai 2022, beide Male großartig (also im Alter von zumindest knapp 2 Jahren).
Nach der gestrigen Erfahrung würde ich zumindest die nächsten 6 Monate mal den Korkenzieher weglegen (natürlich nur für diesen Wein :lol: ), denke ab Frühsommer, spätestens dann in einem Jahr sollte sich das etwas besser harmonisiert - zusammengefunden haben und richtig gut passen.
Vielleicht hilft aber jetzt einfach auch längeres karaffieren und er ist dann doch schon ready to go - ich wage da echt keine Prognose und wie immer - alles reine Geschmacksache und persönliche Vorliebe ...
Meine nächste Flasche werde ich jedenfalls nicht vor Sommer 2023 anpacken.

Gruß
Manfred
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UlliB

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragSo 11. Sep 2022, 22:22

Hallo Manfred,

danke für Deine Einschätzung, damit kann ich schon einiges anfangen.

Einen Wachauer gab es bei uns heute abend noch:

Riesling Bruck 2021 (Mutenthaler) 12,5%Vol. Mutenthaler ist nicht Mitglied der Vinea Wachau und benutzt die Bezeichnungen Federspiel und Smaragd deshalb nicht.

Hellgelb mit grünen Reflexen. In der Nase sehr zurückhaltend, zunächst fast scheu, mit Luft etwas Zitrus, und ganz auf der Zitrusseite bleibt er auch über drei Stunden verfolgt - zunächst Zitrone, dann Limette, und schließlich auch etwas Begamotte. Im Gaumen völlig dominiert von der fast schon reißenden Säure (meiner Frau war's definitiv zu viel), erinnert zunächst tatsächlich an frisch gepressten Zitronensaft, die Aromatik legt an der Luft dann langsam etwas zu, die Struktur bleibt aber auf der schlanken Seite. Klar und sauber, da ist die Assoziation "Gletscherwasser" (mit ordentlich Säurezusatz) naheliegend.

Im Moment ist der Wein nicht in der Balance, zu viel Säure für zu wenig Körper und Aroma. Aber da bleibt der Eindruck, das ganz im Hintergrund schon einiges an Substanz ist, was sich nur entfalten muss. Man wird sehen, aber hier sind jetzt zwei oder drei Jahre Abwarten angebracht.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragSo 11. Sep 2022, 22:29

UlliB hat geschrieben:Man wird sehen, aber hier sind jetzt zwei oder drei Jahre Abwarten angebracht.
...wahrscheinlich eher 5 bis 8, würde ich schätzen...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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weinaffe

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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

BeitragMo 12. Sep 2022, 17:12

UlliB hat geschrieben:Hallo Manfred,

danke für Deine Einschätzung, damit kann ich schon einiges anfangen.

Einen Wachauer gab es bei uns heute abend noch:

Riesling Bruck 2021 (Mutenthaler) 12,5%Vol. Mutenthaler ist nicht Mitglied der Vinea Wachau und benutzt die Bezeichnungen Federspiel und Smaragd deshalb nicht.

Hellgelb mit grünen Reflexen. In der Nase sehr zurückhaltend, zunächst fast scheu, mit Luft etwas Zitrus, und ganz auf der Zitrusseite bleibt er auch über drei Stunden verfolgt - zunächst Zitrone, dann Limette, und schließlich auch etwas Begamotte. Im Gaumen völlig dominiert von der fast schon reißenden Säure (meiner Frau war's definitiv zu viel), erinnert zunächst tatsächlich an frisch gepressten Zitronensaft, die Aromatik legt an der Luft dann langsam etwas zu, die Struktur bleibt aber auf der schlanken Seite. Klar und sauber, da ist die Assoziation "Gletscherwasser" (mit ordentlich Säurezusatz) naheliegend.

Im Moment ist der Wein nicht in der Balance, zu viel Säure für zu wenig Körper und Aroma. Aber da bleibt der Eindruck, das ganz im Hintergrund schon einiges an Substanz ist, was sich nur entfalten muss. Man wird sehen, aber hier sind jetzt zwei oder drei Jahre Abwarten angebracht.

Gruß
Ulli


Hallo Ulli,

ich kenne die Weine von Martin Muthenthaler (schreibt sich tatsächlich mit 2x "th") seit 2012 und schätze die Weine durchaus als Langstreckenläufer ein. Vor wenigen Wochen habe ich den 2013er Riesling "Ried Bruck" verkostet, der erst jetzt so langsam in seine beste Trinkreife kommt. Den 2021er würde ich auch erst in ca. 8-10 Jahren wieder öffnen.

LG
Bodo
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