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Wachau abseits der "Granden"

Weltkulturerbe und internationales Aushängeschild Österreichs
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Hasi

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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragFr 12. Mär 2021, 17:45

„WACHAU abseits der Granden”

den Titel habe ich dem deutschen Weinforum entnommen, wo es einen gleichnamigen thread gibt, den ich sehr passend finde. Nun gut, am 11.3.2021 ging es also - wieder einmal - in die Wachau, diesmal hatten wir uns 5 Weingüter ausgesucht, die wir nur vom Hörensagen kannten und den Nachmittag mit den Winzern zeitlich vielleicht ein wenig zu eng festgelegt, auch weil ich nicht wußte ob wir wg Corona etwas kosten würden können, oder „nur” kaufen.

Erste Station um 13:00 bei MARTIN BERGKIRCHNER in Mitterarnsdorf - einer der jungen „Rebellen”, der um Falstaff/Medaillen/Punkte usw. einen sehr großen Bogen macht und völlig alleine auf 6 ha sein Bio-Ding durchzieht. Nach internationalen Stationen auf Weingütern in Deutschland, den USA, Südtirol und auch in der Wachau kehrte er auf den kleinen Hof der Familie zurück, begann alles umzudrehen und brachte 2015 seine erste eigene Ernte auf die Flaschen. Wir wurden herzlich begrüsst und mit sicherem Abstand konnten wir ohne Masken die neu gefüllten Weine des schwierigen 2020 verkosten. Vom herrlich frischen Zweigelt Rose Secco, über einen aussergewöhnlichen Gelben Muskateller gin es zu zwei GV Federspiel von den Rieden Poigen und Scheibenthal. WAS FÜR WEINE, ich knie nieder! So geht Grüner Veltliner - genau so!

Im blitzsauberen alten Keller, tief unter dem Hof, gewährte Martin uns dann noch Fassproben von GV Smaragd Poigen und Riesling Smaragd Hoferthal, die im Mai gefüllt werden. In Summe war dies eine der coolsten Winzer-Begegnungen in der Wachau für mich, Martin völlig auf meiner/unserer Linie - mein Freund Peter und Sohn Lorenz (kommend aus der Spitzengastronomie) waren mit an Bord! Martin Bergkirchner wollte uns noch so viel erzählen, doch die Zeit drängte, denn um 14:00 stand der nächste Termin am Plan - ABER - lieber Martin WIR KOMMEN WIEDER! Bald!!!

Nun nach MAUTERNBACH: mit gemächlichem Tempo ging es entlang der Niederwasser führenden Donau das Südufer entlang und um Punkt 14:00 erreichten wir tatsächlich Mauternbach, wo wir vor dem nächsten Keller-Termin noch beim Bio-Gut „JAKOB WEIN” eine geniale „Schmankerlkiste to go” mit Speck vom Mangalitza-Schwein, Käseplatte, Gebäck, selbst gebackenem Brot und natürlich einer Flasche bestens gekühlten hauseigenen Riesling Federspiel 2019 (der übrigens vorzüglich war!) an Bord nahmen. 100 m weiter dann der - fürs kleine Dorf große - moderne Neubau des Familienweinguts EDER, das auch das Kremser Propsteiweingut in Pacht betreibt, und mit dem Neubau endlich beide Keller zusammenführen konnte (natürlich wird getrennt geerntet/vinifiziert). Zuerst freundlich zurüchhaltende maskierte Bergrüßung, bis nach wenigen Minuten die Sicherheitsabstände festgelgt waren, Masken runter denn mit Maske kann man ja schwer Wein trinken, und jetzt das RIESENPROBLEM: „Was verkosten?” Bei gut 24 verschiedenen Weinen aus beiden Gütern starteten wir mit dem einfachen GV Messwein des Propsteiweinguts - ein rescher Bilderbuch-Veltliner. Weiter gings zum mit 92 Punkten vom Wine Enthusiast ausgezeichneten GV Federspiel „Süssenberg” aus 2019, ein toller Wein, der uns danach in der Smaragd-Qualität und aus 2018 nachgeschenkt wurde - WOW! Mit Smaragd-Flasche und Gläsern bewaffnet führte uns die junge Chefin dann auf die Sonnenterrasse mit Blick auf die Donau und den Loibenberg und zeigte uns ihre Weingärten der Ried Raubern. Zwischenzeitlich kam der fast erlösende Anruf des eigentlich nächsten Winzers GÜNTHER KENDL aus Rührsdorf, dass er eine Autopanne hätte, uns nicht persönlich empfangen könne, aber ein paar Wein-Kisterln mit Erlagschein & Rechnung vor der Kellertüre für uns abstellen würde. Perfekt! Das nahm jetzt den Druck der zu dicht geplanten Tour heraus! Der bis jetzt schon reichlich konsumierte Wein (spucken „spüds ned”!) liess die Erinnerung an unsere Schmankerlkiste im Auto hochkommen, doch zuvor kredenzte uns Frau Eder noch einen grandiosen Muskat Ottonel Smaragd aus 2019.

Sämtliche verkosteten Weine wurden wie schon zuvor bei Bergkirchner in kistenformat erworben, ins Auto geladen, mein Hund Felix, der sich trotz seiner 18 Jahre bisher wacker geschlagen hatte ebenfalls wieder ins Auto gelupft, und es ging zurück in die „Arnsdörfer” donau-aufwärts zur einzigen in Betrieb befindlichen Rollfähre zum anderen Ufer. Zuvor noch Halt bei Kendl, ja es stehen 2 Kisten vor der Kellertüre, weiter gehts, bis ich einen schönen Aussichtspunkt in der höher gelegenen Ried Poigen entdecke und ein Stück bergan fahre, den Güterweg hinauf in den Weingarten nehme und neben den Rebanlagen den Voyager abstelle. Heckklappe auf, mitgebrachte Gartensessel und Tisch aufgeklappt und unsere Schmakerlkiste serviert - herrlich. Sogar die Sonne kommt jetzt raus und macht die 5 Grad erträglich. Auf ihren kleinen Traktoren vorbeituckernde Winzer winken uns lachend zu und zeigen mit den Daumen nach oben - wir sind willkommen hier zu picknicken! Nachdem Felix die letzten Speck- und Bröselreste weggefegt hat geht es noch ein Stück die Donau hinauf und durch die Ried Mitterbirg bis zur Rollfähre. Wir sind das einzige Auto das auf eine Überfahrt wartet, dennoch legt die Fähre vom anderen Ufer in Spitz sofort ab, lässt uns aufs Deck rollen und der Zeitplan mit 16:30 beim Weingut SCHNEEWEIS in Spitz hält bombenfest!

Am Anfang des Spitzer Grabens, direkt am Fuße des Tausendeimerbergs gelegen, sind wir nun auf einem „oldschool-Betrieb” wie aus dem Bilderbuch gelandet. Die ganze Familie ist hier beschäftigt, man „kommt durch” aber „der Hagel letztes Jahr war eine Katastrophe, uns hats voll erwischt, 100% der Reben in drei unserer besten Rieden vernichtet, Totalausfall eines ganzen Arbeitsjahrs!” Der Hausherr ist auch hier sehr bemüht Mindestabstand einzuhalten und zeigt stolz seinen Hang zu sehr präzisen aber wuchtigen Weinen, vieles kommt in Smaragd-Qualität daher. Schneeweis ist einer der ganz wenigen Winzer in der Wachau die noch Neuburger vinifizieren und die daraus geschaffenen Smaragde des Hauses sind eine Bombe! Er lässt es sich nicht nehmen sämtliche seiner Smaragde für uns zu öffnen und meint „ich komme momentan eh so wenig dazu Smaragd zu trinken, das passt schon”. Wir kaufen GV Federspiel „Großlage Spitzergraben” aus 2019, Neuburger „S” (ein nicht deklarierter Smaragd) und GV Smaragd „Großlage Spitzer Graben” aus 2018.

Der Abschluss unseres wunderbaren Nachmittags ist eine Zeitreise zurück in die gefühlten 1960-er des österr. Weinbaus. Zum ersten mal am heutigen Tag mit Verspätung, landen wir bei Sonnenuntergang mitten in Joching. Direkt neben einem der Leitbetreibe der Wachau - SCHMELZ - befindet sich ein kleiner Bauernhof, auf dem die Zeit vor 50 Jahren angehalten wurde. Wir sind bei HANS BÄUERL gelandet, dessen Name in Insider-Kreisen hinter vorgehaltener Hand gehandelt wird „nix weida sogn, owa den Bäuerl sei Wei is a Waunsinn und sooo büllig!” So etwas findet man nur mehr äusserst selten wenn überhaupt. Herzliche, wenn auch distanzierte Begrüßung durch die Seniorchefin, die trotz ihrer knappen 80 Jahre noch die komplette Arbeit auf 7ha Rebanlagen erledigt. Ob unserer Lockerheit und Freundlichkeit „taut” aber auch sie ebenfalls „auf” und erzählt uns mit Sicherheitsabstand und Maske den einen oder anderen Schwank aus dem harten Leben am Hof. Zwischenzeitlich taucht auch der sichtbar schüchterne Junior und Kellermeister selbst auf, erzählt uns ebenfalls von dem fürchterlichen 2020-er Hagel und verschwindet wieder im Keller um noch Fässer zu reinigen. Die aktuellen bereits gefüllten Weine stehen auf dem Tisch, wir sollten doch selber einschenken, was wir kosten wollten. GV aus den Lagen Pichl Point und Stein am Rain finden den Weg in unsere Kehlen und ein mehr als großartiger Frühroter Veltliner Gaisberg. „Für die Smaragde müssts im Mai wieder kommen” meint die Chefin. Genaus DAS werden wir tun und ziehen auch hier mit Kisten bepackt ab um den kurzen Rückweg nach Hause, begleitet von herrlicher Soul-Musik der großen BETTYE LaVETTE anzutreten.

Nachsatz: wir haben erst jetzt die Kisten von GÜNTHER KENDL geöffnet und GV Smaragd „Frauenweingärten” 2019, sowie GV Federspiel „Steiger” 2019 entdeckt. Ein Smaragd um 9,00? Was für eine schöne, abschließende Überraschung! Auch das WEINGUT KENDL werden wir bei unserer „Smaragd-Tour” im Mai mit Sicherheit wieder ansteuern!
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Martin Bergkirchner schenkt Lorenz und Peter eine Fassprobe des GV Smaragd Poigen ins Glas
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amateur des vins

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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragFr 12. Mär 2021, 20:33

Danke, Hasi! Ich habe keine Ahnung, wo ihr da rumgefahren seid. Aber die Bilder ploppten dennoch auf. In einer Weingegend müßt' man leben...!
Besten Gruß, Karsten
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Hasi

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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragSa 13. Mär 2021, 08:33

Hi Karsten!

... ist aber auch ein „kompliziertes” Leben!!!!! Ich lebe MITTEN in 2 Weinbaugebieten (wir haben ein Haus in St.Pölten = Weinbaugebiet Traisental DAC und ein Haus in Leobersdorf = Weinbaugebiet Thermenregion) wir fahren dennoch immer weg, egal wo wir uns gerade aufhalten, sind wir in Leobersdorf fahren wir ins Burgenland (30 mins) oder nach Wien (45 mins), sind wir in St.Pölten fahren wir in die Wachau (25 mins) oder ins Kamptal (auch nur 30 mins) usw ... hier gibts noch ein paar mehr Bilder vom Trip (und natürlich generell viele Bilder unter den jeweiligen Threads oder in „Ansichten”): www.hasis-wine-world.at/93099176

schönen Tag

Hasi
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Hasi

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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragSa 3. Apr 2021, 07:28

Gestern den „Wachauwerk GV 2017” aus dem sehr jungen Betrieb der Spitzer GRABENWERKSTATT getrunken. PÄNG! Was für ein grandioser Grüner Veltliner! Herrlich dass „die Jungen” jetzt so richtig Gas geben in der Wachau!

Empfehlung!!

Hasi
Zuletzt geändert von Hasi am Sa 3. Apr 2021, 12:56, insgesamt 1-mal geändert.
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robertz

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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragSa 3. Apr 2021, 11:20

Hallo Hasi

Danke für den Tipp, wäre sicher interessant diese Weine zu verkosten.
Ich werde es einplanen, wenn sie mir bei einer Verkostung (wenn es diese wieder geben wird :roll: ) über den Weg laufen.

Mit ihren ausgerufenen Preisen eifern sie den Granden aber stark nach. :oops:

Schöne Grüße aus Wien, Robert
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Hasi

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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragSa 3. Apr 2021, 13:04

ist halt Auslegungssache was man mit „Granden” meint - der Preis ist für mich nie wirklich ausschlaggebend. Ein grandioser Wein kann auch um wenige Euronen möglich sein**, und im Umkehrschluss möchte ich es keinem Jung-Winzer mit Top-Wein verwehren ordentlich dafür zu verlangen - wenn es gerechtfertigt ist (so wie bei der Grabenwerkstatt)!

** solch einen Hammer-Weißen habe ich am Donnerstag bei einer kleinen Grillerei im Garten der Nachbarschaft trinken können!! Es war ein „Duffour Signature ­Cuvée 2020” von ­Duffour ­Père et Fils aus der Gascogne um 6,50/Flasche. Er hat mir derartig gut geschmeckt, dass ich bei proidee.at umgehend 1 Kisterl bestellt habe.

Gruß
Hasi
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robertz

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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragSa 3. Apr 2021, 13:49

Ihre Lagenweine sind bei etwa 50,– , damit liegen Sie deutlich über meiner selbst gesteckten Grenze für Weißweine.

Diese Weine sind immer interessant zu Verkosten, aber kaufen will ich sie mir nicht.

Und die Granden haben ihren Namen über lange Zeit mit Arbeit und stetiger Qualität erlangt, das müssen die Jungen erst bei problematischen Gegebenheiten beweisen.

Schöne Grüße aus Wien
Robert
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Hasi

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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragSa 3. Apr 2021, 15:05

für den „Wachauwerk 2017” hab ich 20.-- bezahlt, das war er locker wert, steckt er doch (für mich) GVs um 50.-- zb von FX kalt lächelnd in die Tasche!!
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robertz

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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragSa 3. Apr 2021, 16:15

Das Wachauwerk ist doch ein Federspiel (zumindest Jahrgang 2019), ist der so viel besser als etwa die Lagenfederspiele (Kaiserberg, Liebenberg, Kreuzberg) von z.B der Domäne um 12,50 ?

Ich mag oft viel lieber die Federspiele der diversen Wachauer Winzer, aber die 20 Flocken für das Federspiel Wachauwerk finde ich auch hier sehr ambitioniert.

Schöne Grüße aus Wien, Robert
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Re: Wachau abseits der "Granden"

BeitragSo 4. Apr 2021, 09:54

komplett andere Stilistik!
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