Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

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Gerald
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von Gerald »

Hallo Ulli,

klingt ja sehr beeindruckend. Ich bin nur trotzdem noch ein bisschen vorsichtig, denn dass sich ein Jahrgang im absoluten Jugendstadium (davon reden wir bei 2021er Smaragden wohl) toll präsentiert, aber in den nächsten Jahren für betretene Gesichter sorgt, das hatten wir ja z.B. bei 2006 - wie von dir ja selbst beschrieben.

Gut, die 2006er von Prager (ich habe damals für meine Verhältnisse recht viel eingekauft) haben sich in den letzten Jahren wieder sehr schön zurückentwickelt, aber wer will schon 15 Jahre bei einem Smaragd warten, bis man ihn mit Vergnügen trinken kann. Zumal die meisten hier im Forum ja auch nicht mehr zum Jungvolk gehören ...

Grüße
Gerald
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UlliB
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von UlliB »

Gerald hat geschrieben: Ich bin nur trotzdem noch ein bisschen vorsichtig, denn dass sich ein Jahrgang im absoluten Jugendstadium (davon reden wir bei 2021er Smaragden wohl) toll präsentiert, aber in den nächsten Jahren für betretene Gesichter sorgt, das hatten wir ja z.B. bei 2006 - wie von dir ja selbst beschrieben.

Stimmt schon. Na, da trinke ich sie eben jung, beeindruckend genug war der hier jetzt schon. Der nächste Prager-Smaragd liegt auch schon bereit :D
Gut, die 2006er von Prager (ich habe damals für meine Verhältnisse recht viel eingekauft) haben sich in den letzten Jahren wieder sehr schön zurückentwickelt, aber wer will schon 15 Jahre bei einem Smaragd warten, bis man ihn mit Vergnügen trinken kann.
Gerade bei Rieslingen denke ich, dass ein Rückzug nach einer strahlenden Jungweinphase bei Weinen im Smaragd-Kaliber durchaus normal ist, das gilt übrigens auch für deutsche GGs. Die sind dann zwar nicht verschlossen wie ein Bordeaux, aber rumpelig und nicht wirklich gut zu haben. 15 Jahre Wartezeit sind allerdings schon heftig...

Gruß
Ulli
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Gerald
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von Gerald »

Hallo Ulli,

wobei die lästige Rückzugsphase bei den Wachauer Smargden - wo man vorab keine Ahnung hat, ob das jetzt 2 oder 10 Jahre dauert - nach meiner Erfahrung stark mit dem Naturkork zu tun haben dürfte, wo Toni Bodenstein sich ja geradezu als "Sonderbotschafter" für die Baumrinde hervorgetan hat.

Denn bei den Weinen mit Schrauber scheint die Reifung einerseits langsamer und andererseits kontinuierlicher und ohne diese Rückzugsphase abzulaufen, so zumindest meine Beobachtung. Allerdings habe ich diese Ansicht noch nicht anderswo gehört ...

Grüße
Gerald
Nora
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von Nora »

Danke, Ulli, für deine interessanten VKN!


UlliB hat geschrieben:Na, da trinke ich sie eben jung, beeindruckend genug war der hier jetzt schon. Der nächste Prager-Smaragd liegt auch schon bereit :D
Gruß
Ulli


Ich bin sehr gespannt und hoffe auf den Riesling Wachstum Bodenstein Smaragd. Der gefiel mir in den letzten Jahren eigentlich immer etwas besser als der Klaus.

Siehst Du die GV ähnlich stark dieses Jahr?

VG, Nora
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UlliB
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von UlliB »

Nora hat geschrieben:Ich bin sehr gespannt und hoffe auf den Riesling Wachstum Bodenstein Smaragd. Der gefiel mir in den letzten Jahren eigentlich immer etwas besser als der Klaus.

Den habe ich leider nicht. Von Prager stehen bei mir jetzt noch zwei Veltliner-Smaragde aus 2021 an, Achleiten Stockkultur und Zwerithaler Kammergut. Man wird sehen.

Gruß
Ulli
Alba
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von Alba »

Hallo,

chapeau Ulli !
Was du an embryonalen Smaragden (und diversen Federspielen) in den letzten Wochen testest ist vom Feinsten und danke dass du das so auf dich nimmst ;)
Bin gespannt auf die beiden Prager GVs bzw. deine Notizen dazu, sind absolute Lieblinge von mir und über den Zwerithaler KG geht mMn kaum was drüber - in der Kategorie. Die beiden getrunkenen 19er im letzten Jahr sind bei mir ganz, ganz weit oben und dem Weisswein-Himmel nahe.

Meine bisherigen 21er Smaragd Erfahrungen waren 2 Alzingers, einmal der Mühlpoint (der ja nicht soo gut wegkam bei dir - Fehlton ?), auch bei mir nicht berauschend groß, seifig und Lösungsmittel hatte ich zwar nicht, fand ihn aber etwas eindimensional und auch langweilig, wirkte schon (noch?) etwas "blockiert".
Ganz anders (und nur wenige EUR teurer) der Liebenberg aus gleichem Haus. Wesentlich interessanter und expressiver - kühle (leicht zitrige) Frucht, mehr Struktur (einfach die klar größere Lage) und auch deutlich länger. Den Liebenberg fand ich schon jetzt sehr beeindruckend aber mit deutlichen Reserven, da sollte noch viel mehr kommen.
Und da bin ich wieder zurück beim Ausgangspunkt für den thread (... ganz groß ??) - wenn die Federsiele und "einfacheren" Smaragde schon so fantastisch sind, was kommt dann bei Schütt, Kellerberg und Co :D ;

Gruß und voll Vorfreude auf weitere Notizen zu Wachau 2021
Manfred
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sorgenbrecher
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von sorgenbrecher »

UlliB hat geschrieben:
Riesling Klaus Smaragd 2021 (Prager) 13,5%Vol. Helles Grüngelb. Hochintensive Nase, zunächst Limettenschale, dann lustigerweise ein wenig Schiefer (da gibt es aber keinen), Weinbergspfirsich, fächert dann an der Luft ganz enorm auf, erst weiße Blüten, dann Kräuter, Estragon und vor allem Kerbel, und schließlich ein Hauch Wacholder. Im Gaumen sehr dicht, kraftvoll, aber absolut null Fett, alles straff und fast sehnig, rasiermesserscharf definiert; die Säure hoch, aber nicht beißend, tiefe Mineralik, strahlend bis in den langen Abgang.

Wow. Ich gehe selten mit den Bewertungen vom Falstaff konform, aber hier passen für mich die von Peter Moser vergebenen 97-99 Punkte einmal. Groß ist der Wein, gar keine Frage; wie groß, wird die Zeit zeigen. Und demonstriert eindrucksvoll, dass gängige Klischees über Wachauer Smaragde ("barock und dick") eben nur das sind: ein Klischee.

Gruß
Ulli


Diesen Wein habe ich just in dieser Woche in Wien getrunken und war ebenfalls extrem begeistert. Die VKN von Ulli kann ich so nur unterstreichen.

Zu der „barocken und dicken“ Stilistik einiger Wachauer bin ich inzwischen für mich zu einer deutlich differenzierteren Bewertung als noch vor einigen Jahren gekommen. Nachdem ich in den 2010er Jahren diverse Top-Smaragde (sowohl GV als auch Riesling) von Knoll, Hirtzberger, F.X. Pichler und einigen anderen als überwiegend zu fett, zu reif, zuviel von allem, abgespeichert hatte, waren unter diesen Weinen aus den Top-Jahren der 1990er Jahrgänge hingegen in den letzten Jahren zuverlässig einige der größten Weißweine, die ich je getrunken habe. Zuletzt 1990 Singerriedel absolut perfekt, 1999 ebenfalls in Perfektion, 1995 und 1997 kaum dahinter. Honivogl ebenso ein unfassbarer GV aus diesen Jahren. Knoll Vinothekfüllung 1999 eine Legende. Ich war überrascht wie unfassbar gut diese Weine reifen und mit welcher Frische und reproduzierbar perfektem Zustand sie sich präsentieren. (Der in dieser Woche getrunkene Singerriedel 1990 von Hirtzberger ist für die Ewigkeit gemacht und sicher noch für Dekaden gut!)
In den 2000ern ist dann, abgesehen von 2001 und 2007, tatsächlich etwas übertrieben worden, viele Weine sind mir zu spannungsarm, aber wer weiß, vielleicht werde ich auch hier in 10+ Jahren überrascht, einige der o.g. 1990er waren zwischenzeitlich vermutlich auch schwierig zu trinken.
Spätestens seit 2013 aber, finde ich in der Wachau wieder großartige Weine, die qualitativ in der Spitze der allerbesten Weißweine der Welt angesiedelt sind, und dafür sogar vergleichsweise fair bepreist.

ps.: Ich sehe die 2021 Grünen Veltliner ebenso auf Top-Niveau wie die Rieslinge. Die frische Säurestruktur tut denen besonders gut.
Gruß, Marko.
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dylan
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von dylan »

Moin,

den von Alba weiter oben so gelobten Liebenberg aus dem Hause Prager gibt es dezeit
bei Lobenberg im Club-Angebot bei Abnahme von 6 Fl. zum Preis von 33€/Fl.

Grüße

dylan
Alba
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von Alba »

Hallo,
Nur zur Klarstellung – meine Liebenberg Erfahrung bezog sich auf den von Alzinger, Lobenberg hat den von Prager im Angebot, sollte aber nicht schlechter sein.
Lob. bewirbt ihn ja auch „als exklusiv im Handel in DE“ und ich muss sagen, den hatte ich auch noch nie im Glas, bei weitem nicht so verbreitet wie die Achleitener bzw. WT Bodenstein GVs.
Kennt den Prager’schen Liebenberg wer ?

Gruß
Manfred
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UlliB
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Re: Wachau Jahrgang 2021 – ganz groß??

Beitrag von UlliB »

Alba hat geschrieben:Nur zur Klarstellung – meine Liebenberg Erfahrung bezog sich auf den von Alzinger, Lobenberg hat den von Prager im Angebot, sollte aber nicht schlechter sein.
Lob. bewirbt ihn ja auch „als exklusiv im Handel in DE“ und ich muss sagen, den hatte ich auch noch nie im Glas, bei weitem nicht so verbreitet wie die Achleitener bzw. WT Bodenstein GVs.

Ich habe durch das Lobenberg-Angebot auch das erste Mal erfahren, dass Prager im Liebenberg etwas hat. Die wirklich grottenschlechte Homepage des Gutes sagt dazu auch nicht mehr, als dass es den Wein gibt - weitere Informationen sind Fehlanzeige.

Die Bewertung im Vinaria-Weinguide ist mit 3 von 5 Sternen eher mau, das liegt auf dem gleichen Niveau wie die Federspiele des Gutes, die ich nicht sooo toll finde. Der Falstaff hat den Wein gleich ganz ignoriert.

Der reguläre Preis bei Lobenberg ist aber bis auf ein paar Cent der gleiche wie der für die sehr hoch bewertete Achleiten Stockkultur; irgendwie passt das nicht so ganz. Der Angebotspreis für 33 Euro ist vielleicht ganz ok, aber dafür muss man dann auch gleich sechs Flaschen nehmen. Da lege ich lieber vom Klaus noch etwas nach...

Gruß
Ulli
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